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Der Gerichtsmediziner Nariman wird bei der nächtlichen Heimfahrt auf einer Teheraner Schnellstraße so bedrängt, dass er einen Unfall verursacht. Er rammt ein Motorrad, auf dem Moosa mit seiner Frau und den beiden Kindern unterwegs ist. Nariman untersucht den achtjährigen Amir, der am schwersten gestürzt ist. Der Junge scheint aber nicht verletzt zu sein. Moosa möchte, dass Nariman die Polizei ruft. Dies geschieht nicht, da Narimans Autoversicherung abgelaufen ist. Stattdessen rät der Gerichtsmediziner der Familie, zur Untersuchung ins nahegelegene Krankenhaus zu fahren. Auch dies geschieht nicht. Am nächsten Morgen wird Amir tot in die Gerichtsmedizin eingeliefert. Die Obduktion ergibt, dass er an einer Fleischvergiftung gestorben ist. An Nariman nagen allerdings Zweifel, ob Amir nicht doch an den Unfallfolgen gestorben ist. Hat seine Kollegin, die Pathologin Behbahani, etwas übersehen? Ist in Wahrheit er schuld am Tod des Jungen?
Der iranische Regisseur Vahid Jalilvand wiegt in seinem Film das Gewicht der Schuld. Der gewissenhaft arbeitende Pathologe Nariman ist nach dem Unfall mit seinem eigenen Gewissen konfrontiert. Zunächst ist es ihm unmöglich, seine befreundete Kollegin über die Zusammenhänge zu informieren. Auf die Frage, warum er so reagiere, weiß er keine Antwort. Auch Moosa, der das verdorbene Huhn besorgte, kann den Vorwürfen seiner Frau nur antworten, dass er es nicht gewusst habe. Die Sprachlosigkeit der Männer und ihr Aktionismus setzt eine Dynamik in Gang, an deren Endealle Beteiligten beschädigt sind. Vahid Jalilvand gibt keine einfache Antwort auf die Frage der Schuld. Die Menschen, die er zeigt, bewegen sich in den Graubereichen von Schuld und der Suche nach Gerechtigkeit. Gerade diese dynamische Unschärfe und die Vielschichtigkeit des Dramas ist fesselnd. Hervorragende Darsteller*innen, die eindringliche Kameraführung und seltene Einblicke in Arbeitsweisen des iranisch-islamischen Rechtssystems machen "Eine moralische Entscheidung" zu einem Meisterwerk.
Produktion: Ehsan Alikhani, Ali Jalilvand; Iran 2017
Regie: Vahid Jalilvand
Drehbuch: Ali Zarnegar, Vahid Jalilvand
Kamera: Morteza Poursamadi, Payman Shadmanfar
Schnitt: Vahid Jalilvand, Sepehr Vakili
Darsteller: Amir Aghaei, Hedye Tehrani, Navid Mohammadzadeh
Dauer: 95 Minuten
Verleih: Farbfilm
Kinostart: 20.06.2019
FILM UND GESPRÄCH
Donnerstag, 20. Juni 2019, 19.30 Uhr
Mal Seh’n Kino
Adlerflychtstraße 6
60318 Frankfurt
www.malsehnkino.de
Gäste sind die Filmkritikerin der Süddeutschen Zeitung, Susan Vahabzadeh, und der in Berlin lebende Co-Produzent des Films, Vahid Shemshadian.
Eintritt: 8 Euro, ermäßigt 7 Euro
Tickets: 069/597 08 45