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Einer hat genug von den "Unwägbarkeiten" des Lebens. Der junge Christian Kauffmann aus Feldkirch sucht sich eine Nischenexistenz. Er macht eine Ausbildung zum Butler und kommt im noblen Zürcher Haushalt der Familie Hobbs unter. Zehn Jahre verbringt er dort, bis sich die Ereignisse überschlagen. Einer der Hobbsens, der ambitionierte Maler Gerome, wird tot aufgefunden, und die Spuren führen überraschend in Christians österreichische Heimat – die er doch hinter sich lassen wollte. Verena Roßbachers Roman ist ein glanzvoll komponiertes, spannendes Prosastück, voller Witz, literarischer Anspielungen – und getragen von der Erkenntnis, dass kaum etwas ist, wie es scheint.
Gerasimos Bekas hingegen lässt seine Hauptfigur Aris, einen Altenpfleger, zwischen Würzburg und seiner griechischen Heimat agieren. Als ihn eine Heiminsassin beauftragt, für sie eine Erbangelegenheit in Griechenland zu regeln und einen mysteriösen Koffer zu beschaffen, gerät er in das Chaos eines von Finanznöten geplagten Landes. Geschickt verschränkt Bekas Aris’ abenteuerliche Reise, die ihn zudem auf die Spur seiner leiblichen Eltern bringt, mit der griechischen Vergangenheit, genauer: mit den Gräueln, die die deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkriegs verübten. Ein kühnes, mutiges Buch, das zeigt, dass sich jede Heimat aus Vergangenem und Gegenwärtigem zusammensetzt.
Rainer Moritz
Verena Roßbacher: Ich war Diener im Hause Hobbs. Kiepenheuer & Witsch. 383 Seiten, 22 Euro