Portal - Skilift
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Anna-Kristina Bauer
Die Schneekönigin der Alpen
In den Dolomiten schneit es jetzt auch nicht mehr so oft. Da hilft die Schneekönigin.
Tim Wegner
21.12.2018

Vieles an diesem Bild ist künstlich. Der Schnee, denn er kommt aus Schneekanonen. Das Wort für Schneekanonen, denn sie heißen hier in den Dolomiten nicht ­"Kanonen". Sondern ganz friedlich wurden sie "Schneeköniginnen" getauft. So hat die Fotografin Anna-Kristina Bauer auch ihr Kunstwerk genannt. "Die Schnee­königin" ist – im Unterschied zum Volksmärchen – ein  Kunstmärchen, ­ weil es einem konkreten Dichter zugeordnet werden kann, dem Dänen Hans ­Christian Andersen. Der Plot ist so kompliziert, dass Sie sich nur zwei Dinge merken müssen: Mit Eisküssen bringt ­ die Schneekönigin einen Jungen zum ­Erstarren. Bis ein Gretchen um ihn weint und mit den Tränen sein Eisherz zum Schmelzen bringt. So weit das Kunstwerk. Echt sind: Küsse. Tränen. Und dieses grässliche Gefühl von dem Mann in Rot. Die Skier kriegt der nicht mehr ­parallel. Gleich kippt er um. Echt.

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Ich habe ja früher Chrismon zusammen mit der ZEIT erhalten; mittlerweile bin ich auf die Digital-Ausgabe umgestiegen. Auf das "Schneekönigin"-Bild hat mich meine (in religiösen Dingen etwas aktivere...) Schwester aufmerksam gemacht; aus gegebenem Anlass - wir sind gerade gemeinsam aus dem Skiurlaub zurückgekommen.

Aber mal unser gemeinsames Feedback: Keine Ahnung, was ihre Autorin geritten hat, oder mit welcher Interpretations-Agenda sie da unterwegs war - der Schnee auf dem Foto stammt garantiert nicht aus Schneekanonen oder -"prinzessinnen", sondern es schneit da gerade volle Kanne; ganz un-künstlich; aus dem Himmel :)

Auch auf den übrigen Bildern der Fotografin Anna-Christina Bauer aus der Serie (http://www.annakristinabauer.com/im-land-der-schneekoeniginnen) ist eigentlich absolut kein Mangel an natürlichem Schnee zu erkennen: Schneekanonen oder -"prinzessinnen" beschneien eben keine Bäume und keine ganzen Berghänge, sondern nur die Pisten - im Extremfall ist dann neben einer ein paar Meter breiten weißen Spur alles grün.

Was den Mann im roten Cape angeht - wir haben eigentlich nicht den Eindruck, dass der gleich umkippt. Mein Neffe; 14 Jahre alt und ein ganz guter Skifahrer, tippt darauf - das ist ein Skilehrer, der gerade vor seinem Kurs rückwärts "Pizza"; also Schneepflug fährt. Vielleicht ist es aber auch wirklich ein Anfänger, der da im wildesten Schneetreiben (garantiert NICHT aus der Schneekanone...) rumstochert - aber auch der will/braucht seine Ski gar "nicht mehr parallel" zu kriegen; weil, so fährt man gar nicht mehr.

Wie die Gerda aus dem Märchen jetzt zum "Gretchen" geworden ist, erschließt sich mir auch nicht so ganz - vielleicht relotiusst es ja gerade ganz stark :).

mfg,

Michael Gessat

Lieber Michael Gessat, danke für Ihren Brief, der passt heute ja wie nix. So viel echter Schnee draußen.

Also  - ich habe den Text geschrieben und bin für alle Kritik offen (vor allem an meinen Skikünsten). Kann sein, dass der Skifahrer gerade „Pizza“ macht. Wer weiß?

Kann auch sein, dass sich da Kunst- und echter Schnee vermischen, das weiß nur die Fotografin, die ja die ganze Serie über die „Schneeköniginnen“ fotografiert hat. 

So – aber was mich wirklich ärgert: die Relotius-Keule, die lassen Sie mal lieber stecken für andere Fälle. Weil: Die Rubrik Portal mit ihrem kleinen FeuilletonText daneben ist ja wohl erkennbar eine kleine Kunstform. Und keine Reportage. Natürlich behauptet die Verfasserin nie und nimmer, sie sei dort gewesen und habe den Skifahrer interviewt. 

Ihnen und dem Neffen viel Spaß im Schnee und Ski heil! Ursula Ott, Chefredakteurin

Kritik über technischen Schnee ( Kunstschnee ) gerne, aber mit Grundwissen!

Liebe Ursula Ott,

ich finde es schon sehr befremdlich, dass das Sie Ihre Unkenntnis über technischen Schnee und rückwärtsfahrende Skilehrer mit Kunstfreiheit in einem Feuillton Text entschuldigen.

Es ist sehr wohl für „einfache Menschen“ wie Skilehrer und Bergbahnmitarbeiten, und sicher auch für viele Skifahrenden Menschen sehr gut erkennbar.

Aber das ist es nicht.
Auch nicht, dass sie das ungeeignetste Bild für Ihrer Kritik an technischen Schnee nutzen. Sondern, in Ihrer „Kunstfreiheit“ sehr bewusst Ihre Kritik an technischen Schnee verstecken.

Mich ärgert es, dass Sie sich über die Tragweite Ihrer Aussagen nicht bewusst sind. Es führt an dieser Stelle zu weit, Ihnen den Strukturwandel im Alpenraum zu erklären, Aber ich lade Sie gerne ein, ein Bild vor Ort zu machen und das Wissen über eben selbigen zu erlangen. Nebenbei werden Sie dann technischen Schnee und rückwärtsfahrende Skifahrer genauso gut unterscheiden können wie ein a von einem o. Echt! Dipl.- Ing. Dieter Kaminski Skilehrer

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Der Schnee kommt nicht aus Schneekanonen, sondern ist echt.
Der Mann in Rot ist Skilehrer und bekommt sehr wohl seine Ski parallel und kippt nicht um. (Er befindet sich Rückwärts fahrend vor einer nicht im Bild sichtbaren SkifahrerIn) Alles in dem Bild ist echt. Vor allem der Schneesturm der das Kinderland unwirklich erscheinen lässt.
Man kann dem Skifahren und der technischen Beschneiung kritisch gegenüber stehen, so wie dem Autofahren oder dem Fliegen. So aber bitte nicht.
Echt!