Innereuropäische Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland
Innereuropäische Grenze zwischen der Republik Irland und Nordirland, die nach den Brexit-Verhandlungen zwischen der EU und Großbritannien zu einer harten Grenze werden könnte, Blacklion, County Cavan, Irland, Europa
imago/Matthias Graben
Grenzland wider Willen
Eine EU-Außengrenze quer über die irische Insel? Auslandspfarrer Stephan Arras über das Dilemma der Nordiren.
Stephan Arras, Pfarrer, E-mails aus, Dublinprivat
12.12.2018

Noch ist es friedlich in 
Nordirland. Wenn ich zu Gottesdiensten oder Veranstaltungen nach Belfast fahre, ist von der Grenze nichts zu merken. Doch Kleinigkeiten fallen auf: Ein Schild "Welcome to Northern Ireland" ist übersprüht: "Welcome to one Ireland". Und: Die rot-weiß-­blauen Bordsteinkanten – die Farben der britischen Flagge – sind frisch ge­strichen. Oft frage ich die Menschen, wie es ihnen mit dem drohenden Brexit geht. Manche sind verzweifelt, beantragen zur Sicherheit schnell die zweite, jeweils andere Staatsbürgerschaft, was möglich ist. Eine Familie hat ein Grundstück in der Republik Irland gekauft, für alle Fälle. Andere bleiben gelassen: "I’m British", sagt einer und verweist auf seine englischen Vorfahren.

Stephan Arras, Pfarrer, E-mails aus, Dublinprivat

Stephan Arras

Auslandspfarrer Stephan Arras betreut neben seiner Dubliner Gemeinde auch eine Filialgemeinde in Belfast.
 

Das Dilemma ist unübersehbar: Im Falle eines Brexits könnte die EU-Außengrenze durch die Irische See verlaufen und damit Nordirland vom Rest Großbritan­niens trennen. Oder sie verliefe quer durch die irische Insel, mit Kontrollen an unzähligen Grenzübergängen. Das würde den Handel behindern und könnte den Nordirlandkonflikt wieder aufflammen lassen. Beklemmend sind Gespräche mit Menschen, die in der Grenzregion leben. Sie erzählen, dass manche ehemalige Aktivisten für die Wiedervereinigung wieder Waffen sammeln und sich auf Anschläge vorbereiten: "Wenn ein Schlagbaum an der Grenze gebaut wird, wird er in der ersten Nacht gesprengt", ist sich ein Anwohner sicher. Andere hoffen noch auf Lösungen: ein Sonderabkommen für Nordirland, einen "weichen" Brexit oder vielleicht gar keinen.

Ein Segen in dieser Situation: Alle Kirchen – und der Rugby-Verband – sind inselweit organisiert und wollen das auch bei einem Brexit bleiben. Sie bauen Brücken und sorgen dafür, dass die Fäden nicht abreißen.

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