- Anmelden, um Kommentare verfassen zu können
Der "verpasste Anruf" auf meinem Handy meldete eine unbekannte Nummer. Ich rief zurück. Es war meine Sparkasse, mit der ich normalerweise nur online zu tun habe. Mein Kundenberater (wer, bitte, soll das sein?) wollte einen Termin ausmachen für "das Jahresgespräch". Was, bitte, soll das sein? "Na, so ein Check-up", sagte er, "wie beim Arzt. Wir wollen prüfen, ob Ihr Konto noch zu Ihnen passt." Ob mein Konto zu mir passt? Eine philosophische Frage.
Ich habe bei der Sparkasse genau ein Konto: das Girokonto, da kommt jeden Monat in Schwarz mein Gehalt. In Rot gehen ab: Versicherungen, Rechnungen, Shopping. Passt schon. Dennoch versetzte mich der Anruf in Unruhe. Denn auch mein Auto drängelt seit Wochen bei jedem Start, dass ich den Check-up um neun Tage überschritten habe. Jetzt schon zehn. Zu Hause liegt ein Gutschein der Werkstatt, zehn Prozent gibt’s auf den Check-up. Daneben liegt auch ein Bonusheft der Techniker-Krankenkasse. 200 Punkte für einen Gesundheits-Check-up.
Für die ganzen Check-ups habe ich keine Zeit
Zu meinem Leben würde unheimlich gut passen, wenn der mir unbekannte Bankberater alle Gutscheine der Werkstätten und Krankenkassen in Euros umwandeln und auf mein Konto überweisen könnte. Ich verspreche im Gegenzug, wenig rotes Fleisch und viele Ballaststoffe zu essen und nicht schneller als 120 zu fahren. Für die ganzen Check-ups hingegen habe ich keine Zeit. Dass man durch permanentes Checken sein Leben unter Kontrolle halten kann, halte ich für eine dreiste Lüge. Kommt eh alles anders, als man denkt. Drum habe ich so gern die kleinen Berichte in diesem Heft gelesen, die unsere Festivalreporter letzten Sommer eingesammelt haben. Da ist nichts unter Kontrolle. In Wacken haben sie Heimweh und Liebeskummer. In Gräfenheinichen trägt sogar der Bürgermeister ein "Sleepless in Ferropolis"-Shirt. "Rock im Park" fühlt sich an wie "das erste Mal fliegen". Und bei "Nature One" herrscht "Ekstase pur". Klingt alles nach: null Punkte im Bonusheft der Techniker-Krankenkasse. Also: Nichts wie hin!