2 Brote mit Butter und Aprikosenmarmelade
2 Brote mit Butter und Aprikosenmarmelade
Foto: Susanne Breit-Keßler
Aprikosenmarmelade
01.03.2018

Das sehe ich seit Jahren jeden Tag. Irgendwann morgens zwischen 6 und 7 Uhr. Zwei Butterbrote mit Aprikosenmarmelade. Das Frühstück des besten Ehemannes von allen. Aprikosenmarmelade. Nicht Orange oder Quitte, das ist ihm zu bitter. Keine Erdbeeren, die mag er am liebsten mit Schlagsahne. Pflaume auch nicht - so etwas schätzt mein Mann als Zwetschgendatschi im Spätsommer und Herbst. Mango, Papaya und Ananas isst er im Urlaub, dort, wo es diese Früchte wirklich frisch und köstlich gibt. Pfirsich allerdings akzeptiert er als gelegentliche alternative Marmelade. 

Jeden Tag Butterbrot mit Aprikosenmarmelade. Samstags die Sportschau und sonntags Tatort. Neulich sagte jemand zu mir, wie spießig er das fände. Voll spießig! Kann sein, dass ich das früher vielleicht auch mal gedacht hätte. Ich kann mich nicht erinnern. Heute schaue ich mal mehr, mal weniger schlaftrunken auf das immer gleiche Frühstück meines Mannes. Wenn ich früher aufstehe als er, schmiere ich ihm selber die Brote. Typisch Hausfrau? Voll spießig? Ist mir doch egal. Es freut ihn und wenn er sich freut, bin auch glücklich. Davon mal abgesehen: Seine täglichen Marmeladenbrote sind ein veritables Symbol.

Kirsch-Banane wäre ein Grund zur Sorge

Ein Symbol dafür, dass dieser kreative und phantasievolle,  geistig bewegliche und immer wieder überraschende Mann zugleich beständig und verlässlich ist. Genau das brauche ich. Auch dafür liebe ich ihn. Und hoffe, dass ich nicht eines Tages erschreckt auf ein Brot mit Kirsch-Banane-Aufstrich schauen muss. Dann würde ich mir echt Sorgen machen. Aber so? Ich besorge gleich mal wieder Aprikosenmarmelade. Stelle die Butter raus, damit er nicht Platten verlegen muss wie auf dem Bild. Und freue mich auf den nächsten Morgen mit einem Ehemann, der weiß, was Treue schon im Kleinen ist. 

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Kolumne

Susanne Breit-Keßler

Essen und Trinken hält Leib und ­Seele zusammen. Und darüber Neues zu lesen, macht den Geist fit. Viele Folgen lang hat Susanne Breit-Keßler Ihnen Woche für Woche ihre Gedanken dazu aufgeschrieben und guten Appetit gewünscht. Im Sommer 2024 endete die Kolumne. Die Texte sind weiter im Archiv abrufbar.