Eine Anhängerin des Demokraten Doug Jones hält aam Straßenrand ein Schild mit der Aufschrift Doug Jones für den US Senat nach oben.
A supporter of democratic Senatorial candidate Doug Jones holds a sign outside of a polling station at the Bessemer Civic Center on December 12, 2017 in Bessemer, Alabama. Doug Jones is facing off against Republican Roy Moore in a special election for U.S. Senate. (Photo by Justin Sullivan/Getty Images)
Justin Sullivan/Getty Images
Ein Jahr mit dem Präsidenten
Leben mit Trump. Auslandspfarrerin Dorothea Lotze-Kola tut sich schwer damit.
02.02.2018

Als Pastorin einer deutschen Gemeinde habe ich es einfacher als viele amerikanische Kollegen. Ich kann davon ausgehen, dass keines meiner Gemeindemitglieder Trump-Anhänger ist. Unsere Geschichte hat uns skeptisch gemacht gegenüber einem Anführer, der die Wirklichkeit zu manipulieren versucht und Minderheiten unterdrückt. 

In unserer Kirche kann ich offen aussprechen, was ich denke: dass wir einen kapitalistischen Geschäftsmann als Präsidenten haben, der sich in ­seinen Entscheidungen weniger von ethischen und moralischen Überlegungen leiten lässt als von der Frage: Nützt mir das? Wenn er sie mit Ja beantwortet, geht es eigentlich nur noch um die Legalität.

Um für seine Vorhaben Gesetzes­lücken zu finden oder zu schaffen, beschäftigt Trump eine Reihe hoch bezahlter Rechtsanwälte. Entsprechend selbstbezogen ist sein Umgang mit den Medien. Regierungstreue Medien wie Fox News werden gepäppelt; wer kritisch berichtet, wie der progressive Nachrichtensender CNN, angegriffen.

Es gibt auch Wandel

Doch die Leute lassen sich nicht alle für dumm verkaufen. Ein Hoffnungszeichen kam etwa aus dem Nachbarstaat Alabama. Die Bevölkerung wählte kürzlich einen demokratischen Senator. Nach 25 Jahren republikanischer Regierung werden Kinder dort hoffentlich endlich krankenversichert, bekommen öffentliche Schulen mehr Geld, wird der bislang bei 7,25 Dollar liegende Mindestlohn angehoben.

Donald Trump ist seit einem Jahr Präsident. In dieser Zeit haben viele liberale, auch nichtgläubige Ameri­kaner die Kirche wiederentdeckt: als einen Ort, wo Moral und Ethik noch ein Zuhause haben. An dem man nicht allein ist angesichts des Wahnsinns der gegenwärtigen Politik. Wo man darüber frei klagen darf.

Vor allem die Kirchengemeinden, die politisch klare Positionen be­ziehen und sich für Minderheiten engagieren, haben Zulauf. Auch in unserer deutschsprachigen Gemeinde tauchen immer öfter neue Gesichter auf. Ich versuche, in meinen Gebeten und Predigten die aktuelle Situation mit anzusprechen. Die Kirche als ­Zufluchtsort in den USA – wer hätte das gedacht?

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