chrismon: Leute, die ihr eigenes Königreich gründen: Muss man die ernst nehmen?
Jan Rathje: Ja. Der Staat muss es, denn „Reichsbürger“ können, wie tragisch deutlich wurde, gewalttätig werden. Und die Zivilgesellschaft auch: Wenn um die Ecke jemand die Reichsfahne hisst, provoziert er die Nachbarschaft.
Wie viele solcher „Reichsregierungen“ gibt es?
Der Bundesinnenminister geht von 10 000 aus. Wie viele Menschen in diesem Milieu unterwegs sind, kann niemand sagen.
Was steht dahinter?
Reichsideologen denken, die Bundesrepublik Deutschland sei ein Instrument der Verschwörung gegen die Deutschen und deshalb als Staat nicht zu akzeptieren. Dahinter sollen in letzter Instanz „die Juden“ stecken, die im Hintergrund vermeintlich die Fäden ziehen, unsere Presse lenken.
Das ist doch absurd!
Verschwörungsideologien sind nicht rational. Man meint zu begreifen, wie die Welt funktioniert: Eine kleine Minderheit manipuliert die Mehrheit, und so ist die ganze Welt gestrickt. Zudem verortet man sich selbst auf der Seite des Guten (das Volk, die Mehrheit, das Deutschsein). Demgegenüber steht das Böse (die Minderheiten, das Finanzkapital, die gierigen Banker...). Diese Menschen konstruieren sich eine Identität, und die anzugreifen ist extrem schwierig. Man erreicht sie nicht mit Gegenrede.
Was kann man dann tun?
Weiter widersprechen, etwa in den sozialen Netzwerken. Dann merken wenigstens die stummen Mitleser, dass Leuten mit menschenverachtenden Ansichten nicht das letzte Wort bleibt.
Lenkt die mediale Fokussierung auf die kleine Gruppe der „Reichsbürger“ von den viel zahlreicheren Neurechten ab?
Ja, damit wird ignoriert, dass manche Einstellungen der Reichsideologen auch in anderen Teilen der Bevölkerung Zuspruch finden. Die „Neue Rechte“ verbreitet ständig die Mär von der fehlenden Souveränität der Bundesrepublik Deutschland. So steht es übrigens auch bewusst wolkig formuliert im AfD-Grundsatzprogramm. Ein internationales Phänomen – Trump etwa ist auch mit Verschwörungserzählungen an die Macht gekommen.
Berlin Rechte Reichsbuerger 200 bis 300 Reichsbuerger, Neonazis, Antisemiten und Verschwoerungstheoretiker versammelten sich am 3. Oktober 2014 zu einem Sturm auf den Reichstag . Die sogenannten Reichsbuerger erkennen die hiesigen Gesetze und Institutionen nicht an. Deutschland sei 1945 nicht befreit sondern besetzt worden und Grenzen des Deutschen Reiches von 1937 wuerden immer noch gelten. Anhaenger dieser Gruppierung fallen immer wieder durch Holocaustleugnung und Volksverhetzung auf. Zu den Kundgebungsteilnehmern sprach neben bekennenden Rechten auch der deutsche Pop- und Schlagersaenger Xavier Naidoo. 3.10.2014, Berlin
Berlin Rights 200 until 300 Neo-Nazis and gathered to at 3 October 2014 to a Storm on the Reichstag the \u0026#39; recognize the local Laws and Institutions not to Germany Sei 1945 not free but occupied been and Borders the German Empire from 1937 dignity Always yet apply this one Grouping Fall Always again through and Hatred on to the said next to Right too the German Pop and Schlagersaenger Xavier Naidoo 3 10 2014 Berlin
imago/Christian Ditsch
Bekloppt oder gefährlich?
Sie akzeptieren die Gesetze der Bundesrepublik nicht, sie weigern sich, Steuern oder Strafzettel zu bezahlen. Manche "Reichsbürger" gründen ihren eigenen Staat, ihre Ideologie ist eine Mischung aus Rechtsextremismus, Rassismus und Antisemitismus
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