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Empört hat mir Lore, eine genderbewusste Freundin, vor ein paar Tagen einen Flyer jenes Instituts auf den Tisch geknallt. Neben einem roten Damenschuh mit circa 20 Zentimeter hohem Absatz prangt der fette Titel: „Stilsicher, selbstbewusst und sexy – Elegantes und natürliches Gehen mit High Heels und Skyscrapers“.
In zwei Treffen von rund zwei Stunden möchte eine Modedesignerin und staatlich geprüfte Bekleidungstechnikerin“ ein sensationelles Training offerieren: „Der Workshop vermittelt die wichtigsten Aspekte, um selbstbewusst und sicher auf hohem Schuh aufzutreten, ob bei Partys oder im geschäftlichen Meeting, einfach überall dort, wo der erste Eindruck zählt. Es sollen sich Frauen jeden Alters angesprochen fühlen, die das sichere Gehen auf High Heels und Skyscrapers von Anfang an, durch richtige Körperhaltung, erlernen möchten.“
Sexistische Angebote statt öffentlicher Würdigung
"Das ist ein Skandal", schimpft Lore. Sie, die noch immer Katholikin ist, sieht in solchen Angeboten „eine Erniedrigung der Frau auf die Rolle des Lustobjekts“. Ganz falsch. Dieses Seminar ist ein Schritt auf dem Weg zu einem neuen Frauenbewusstsein in der römischen Kirche – und nicht der erste!
Ich habe mich wie ein Kind gefreut, als der Vatikan Maria Magdalena im vergangenen Sommer als „Apostelin der Apostel“ und engste Vertraute Jesu mit einem eigenen Festtag am 22. Juli in den Kirchenkalender aufnahm. Maria Magdalena, die erste Zeugin von Jesu Auferstehung und die Nummer eins unter den Jüngern, war keine unscheinbare Figur, war schön und selbstbewusst. Mit dieser Frau als Symbol beginnt nun eine neue Zeit!
"Du spinnst doch“, schimpft Lore. „Das ist doch nur vordergründiger Quatsch!“ Seit Jahren, poltert sie weiter, arbeiteten zahlreiche Frauen als Pastoralreferentinnen und diplomierte Theologinnen. „Ohne diese Frauen wäre die katholische Kirche in Zeiten des Priestermangels an der Basis längst tot. Aber statt einer öffentlichen Würdigung solcher Menschen werden jetzt sexistische Angebote präsentiert!“
Lore ist auf dem Holzweg. Davon bin ich felsenfest überzeugt. Der Papst, der Nachfolger des Petrus, bereitet die Revolution vor. Und dies gezielt im Lutherjahr 2017. Nach der öffentlichen Würdigung der Magdalena wird Franziskus demnächst die ersten Priesterinnen weihen und bald darauf – da habe ich nicht den geringsten Zweifel – wird es über einen Platz vor einem Bischofspalais schallen: Habemus Mamam! Wir haben eine Bischöfin!
Lore sollte sich selbst fürs High-Heel-Seminar anmelden
"Jetzt reicht’s aber!“ Lore kommt einfach nicht in die Spur, wie dieser Ausruf unterstreicht. „Und was haben deine schrägen Ahnungen mit diesem High-Heels-Mist zu tun?“ Das müsste eine wie sie doch verstehen! Römische Veränderungen deuten sich durch geheimnisvolle Zeichen an. Und der Kurs ist eines davon.
Wenn Erzbischöfin XY und ihre geweihten Schwestern zum Altar schreiten werden, wird dies nicht in protestantisch schwarzen Talaren geschehen, sondern in atemberaubenden Gewändern. Lores Gesicht zeigt, dass sie ahnt, was nun kommt. Die episkopalen Herrinnen werden in Skyscrapers und High Heels anmutig und leuchtend durch die Gemeinden stöckeln und den Söhnen Adams die wuchtige Eleganz der Töchter Evas entgegensetzen.
Und du meinst, in Hanau fängt so was an?“ Ja, meine ich. Würde dieses High-Heels-Seminar in Rom, in Paderborn oder Mainz angeboten, würden sich doch die Medien drauf stürzen. Und dann gebe ich Lore einen Tipp: An ihrer Stelle würde ich mich anmelden. Mit ihrem paulinischen Zorn würde sie sehr gut in die neue Spur passen.