Hinrichtung Jan Hus
Hinrichtung des tschechischen Kirchenreformers Jan Hus als Ketzer auf dem Konzil zu Konstanz am 6. Juli 1415 (Kupferstich von Matthäus Merian d. Ä.)
Foto: epd-bild / akg-images
Mal nicht Luther
Der Komponist Ralf Grössler hat ein Requiem auf Jan Hus geschrieben – mit Gospelelementen. Passt das?
Tim Wegener
21.11.2016

chrismon: Warum haben Sie ein Requiem auf den Luther-Vordenker Jan Hus komponiert?

Ralf Grössler: Zu Luther gibt es schon so viel. Also habe ich mich zum Reformationsjubiläum mit Jan Hus befasst. Die katholische Kirche hat Hus bis heute nicht rehabilitiert. Ich wollte mal um seinen ewigen Frieden bitten.

Wie?

Das Requiem hat einen tollen dramaturgischen Aufbau. Anfangs geht es um den ewigen Frieden, lateinisch: „Requiem aeternam dona eis“, also „Gib ihnen den ewigen Frieden“. Im Verlauf münze ich das auf Jan Hus: „Gib ihm den ewigen Frieden.“

Und musikalisch?

Ich habe viel mit „H“ und „S“ von Hus gearbeitet: h-Moll und es-Moll. Die Tonarten haben nichts gemein. Sie nebeneinander zu stellen, war reizvoll. Außerdem habe ich Jesu Worte als Blues eingebaut.

Bei Reformation denkt man nicht gerade an Blues und Gospel . . .

Spirituals und Gospel sind aufs Jenseits gerichtet. Das hat den Sklaven auf den Baumwollplantagen das Leben erträglicher gemacht. Jan Hus sang auf dem Scheiterhaufen angeblich einen Choral. Ich fand leider nicht heraus, welchen.

Das Requiem heißt „Wahrheit in Flammen“. Wessen Wahrheit?

Für Jan Hus kommt die Wahrheit aus der Bibel, aus dem Wort Gottes, nicht vom Menschen. Er starb auf dem Scheiterhaufen, aber nicht seine Botschaft. Ein Liedzitat lautet: „Die Wahrheit stirbt nicht in den Flammen“. Alles läuft auf die damals ketzerische Aussage hinaus: „Es irren sich Päpste und Konzilien!“

Endet das Requiem mit Hoffnung?

Ja, mit dem Lux aeterna. Ich habe es als Tanz geschrieben, ein regelrechter Wiener Walzer. Beinah schwerelos.

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