im Bayerischen Wald zu sein.
Nach ihrem Abitur wollte Evi Lemberger unbedingt weg. Sie war in Lam, einem 2800-Einwohner-Dorf im Bayerischen Wald an der Grenze nach Tschechien aufgewachsen – im Gasthof „Zum Kirchenwirt“. Ein Freund vermittelte ihr 2003 ein Freiwilligenjahr in Bristol, England: behinderte Kinder betreuen. Von dort zog sie nach München, studierte Fotografie in London und reiste mehrere Jahre lang Fotoaufträgen hinterher, bis nach Bangladesch.
Evi Lemberger mag Großstädte, ihre Anonymität. Sie mag es, Leute zu beobachten, immer wieder andere kennenzulernen. Die Großstadt ist abwechslungsreich und anregend. Doch mit der Zeit verblasste ihre Faszination. Ihre Möglichkeiten zu nutzen, jederzeit ins Kino gehen zu können, Theater und Ausstellungen zu besuchen ist teuer. Das Leben ist hektisch, die Zeit für Kultur fehlt, auch die Zeit, Ideen umzusetzen.
Im August 2012 kehrt Evi Lemberger in den Bayerischen Wald zurück, ins Elternhaus und zur Großmutter, die auch dort wohnt. An der Tür zu ihrem früheren Kinderzimmer kleben noch Sticker aus der Grundschulzeit. Wie früher bringt der Getränkehändler Helmut Lemberger die Bierfässer und Limokisten – er kommt von hinten ins Gasthaus und muss nicht klingeln. Lemberger heißen viele im Dorf, ohne verwandt zu sein. Manches ändert sich, Dorfgeschäfte geben auf, weil die Leute übers Internet einkaufen. Anderes bleibt wie früher: die Ruhe und die intensive Dorfgemeinschaft zum Beispiel.
Evi Lemberger arbeitet weiter als freischaffende Fotografin, porträtiert einen britischen Ghostwriter, einen indischen Protestführer und ein soziales Unternehmen in Berlin. Daheim fotografiert sie eine alte Holzspielwarenfabrik und ein Märchenschloss. Sie schreibt ein Kochbuch mit Rezepten ihrer Großmutter. Derzeit hat sie wieder in Bristol zu tun. Aber ihr Lebensmittelpunkt ist jetzt das Heimatdorf Lam.