Vor kurzem kam ein Paket aus Deutschland mit Drucksachen in meinem Büro an – das erste nach vier Jahren. So lange arbeite ich für die Welthungerhilfe in Myanmar. Aber da jegliche Post durch die Zensur ging, brachten wir alle Dokumente aus Deutschland im Koffer mit. Im August 2012 schloss die Zensurbehörde. Endlich!
Seit den Wahlen 2010 wandelt sich das Land wahnsinnig schnell. Der neue Präsident Thein Sein verkündete, er wolle die Armut bekämpfen. Er sagte zu, mehr in Bildung und Gesundheitsversorgung zu investieren. Zwar sind viele Menschen skeptisch, ob sie ihm das glauben können. Vorher aber hatten alle Politiker verschwiegen, dass es überhaupt Not in der Bevölkerung gibt. Darüber zu sprechen, war bis 2010 ein absolutes Tabu.
Der Wandel hat aber auch eine beängstigende Seite: Die Großstadt Yangon, in der ich lebe, platzt aus allen Nähten, seit private Unternehmen und internationale Organisationen hereinströmen. Die Mieten steigen fast wöchentlich, ebenso die Lebensmittelpreise. So gut wie alles wird teurer.
Daneben sind die alten Konflikte nicht verschwunden: Im Norden des Landes tobt der Bürgerkrieg zwischen der Volksgruppe der Kachin und Regierungstruppen weiter, mittlerweile schon im dritten Jahr. Aber immerhin: Wir werden jetzt unzensiert darüber informiert. Es ist wieder sinnvoll, Zeitung zu lesen.