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Die Protestanten stellen in den Kreisen Höxter und Paderborn zwar nur die Minderheit. Und die evangelische Kirche Westfalens ist auch weder profiliert lutherisch noch reformiert – sondern uniert. Aber wer eine gut durchdachte lutherische Liturgie erleben will, sollte ins abgelegene Bad Driburg reisen.
Zunächst irritiert Pfarrer Martin Hellwegs langes Vorwort: Nach Orgel- und Flötenvorspiel redet er geschlagene sechs Minuten lang. Er kündigt den Kollektenzweck an, empfiehlt Seiten im Gesangbuch, in die man prophylaktisch die Lesebändchen legen kann, und lädt zu diversen Gemeindeveranstaltungen ein. Gewöhnungsbedürftig, diese vorgezogenen Abkündigungen.
Doch nun folgt ein von allen schnöden Informationen befreiter Gottesdienst, in dem sich auch der ortsfremde Kirchgänger spielend leicht orientiert, in dem fast alle Formulierungen und Bewegungen stimmig sind, und in dem sich alles bis zum Segen unverkrampft und sinnvoll fügt. Selbst das nizänische Glaubensbekenntnis – sonst in Gottesdiensten eine schwer zu nehmende Hürde – kann die Gemeinde mit Hilfe der ordnenden Hinweise später spielend bewältigen.
Poetisch ist zunächst die Paraphrase zum Eingangspsalm 118 aus dem westfälischen Gesangbuch: „Namenlos wird unsere Freude sein, wenn du wieder mit dem Brausen ... unsere kalten Herzen entzündest wie Fackeln am Abend vor der Revolte.“
„Kommt, lasst uns anbeten“, fordert Pfarrer Hellweg auf. Die Überleitung zum „Ehre sei dem Vater und dem Sohn...“ hört man oft, dabei ist sie völlig unlogisch. Angebetet hat man ja schon mit dem Psalm.
Ansonsten bleibt nur Lob: für die kraftvollen Gebete („Geist Gottes, entzünde uns neu..., treib uns an..., beflügele uns“), für die zupackende Orgelbegleitung (nie zuvor sang der Kirchgänger so ein zügiges „Heilig, heilig, heilig“), für die lautlos organisierte, feierliche Austeilung des Abendmahls, für das Flötenduo mit Orgelbegleitung, für die Ruhe und Souveränität aller Gottesdienstgestalter.
In der Predigt erkennt der Kirchgänger keinen klaren Aufbau. Egal. Er hört trotzdem gern zu. Warum Hellweg die Pfingstpredigt mit „Bruchstücken des eigenen Lebens“ beginnt, erschließt sich schnell: „Menschen sterben vor der Zeit. Gestern auf der Emder Höhe ein Kradfahrer.“ Hellweg scheut nicht klare Worte: „Mitarbeitende in der Kirche zu bezahlen, das muss nicht für alle Zeiten richtig sein.“
Zum Schluss überrascht sein Kanzelsegen: „Der Geist Gottes, der größer ist als alle Vernunft, der wasche uns kräftig den Kopf.“ Jawoll!
Zur Gemeinde
Pfarrer Martin Hellweg (Bad Driburg und Neuenheerse)
Von-Vincke-Str. 2
33014 Bad Driburg
Tel.: 05253/2905; Fax: 05253975534
E-Mail: martin.hellweg@kk-ekvw.de
Gemeindeamt
Tel.: 05253/2215; Fax: 05253/940803;
E-Mail: pad-kg-baddriburg@kkpb.de