„Mit der Zeit bemerkte ich, dass der Heißkleber in meiner Werkstatt stinkt. Meine Gruppenleiterin sagte mir, dass das im Laufe der Zeit weniger werden würde. Jetzt warte ich ab, was die Zeit mir bringt.“ Das schrieb einer der Sieger des kürzlich ausgetragenen Literaturwettbewerbs für geistig behinderte Menschen. Das Thema hieß „Zeit“. 350 Texte wurden eingesandt, die besten 72 sind nun in einem Wandkalender für 2012 erschienen.

Zum Wettbewerb aufgerufen hatte der Bielefelder Verein „Die Wortfinder“, der Menschen mit geistigen und psychischen Beeinträchtigungen zum Schreiben anregen und literarisch fördern will. Gründerin Sabine Feldwieser ist Diplompsychologin und hat langjährige Erfahrung in der künstlerischen Arbeit mit Behinderten: „Es gibt viele Malprojekte für diese Menschen. Sie können sich aber ebenso mit Worten ausdrücken.“ Neben dem Kalender gab sie ein Buch mit Texten zum Thema Tod und Sterben heraus, ein Hörspiel ist geplant. „Die Wortfinder“ gehen auch in Behinderteneinrichtungen und organisieren Schreibwerkstätten. Ihr Ziel: eigene Räume anzumieten, um mit Gruppen vor Ort zu arbeiten und ein Archiv aufzubauen mit Literatur sogenannter Außenseiter.