Das Tauffest in Kirchgellersen nahe Lüneburg hat eine Vorgeschichte: Viele Eltern, erklärt Pfarrer Zachmann, seien an einer Taufe interessiert, fühlten sich aber unsicher in Bezug auf den Ablauf des Rituals und die Familienfeier. Dieses Interesse hatte die evangelische
Gemeinde nutzen ­wollen und zum „Jahr der Taufe“ rund hundert Familien angeschrieben und gefragt, ob sie ihr Kind taufen lassen möchten.

In den vorderen Bänken warten nun 15 Kinder und eine Erwachsene auf ihre Taufe. Die Dorfkirche ist voll besetzt. In den Reihen sitzen junge Eltern, Paten und Kinder jeden Alters. Der Organist begleitet die Gemeinde am E-Piano zu Liedern wie „Danke für diesen guten Morgen“ und „Ich möchte wie ein Brunnen sein“. Der Pfarrer spricht davon, dass das Ja zur Taufe ein Ja zur Liebe Gottes sei.

Ein Kind wird mit dem Kuscheltier zusammen getauft

Ein Gottesdienst mit 16 Taufen braucht einen eigenen Takt: Auf jeweils vier Taufen folgt ein Zwischenteil mit Lied und Ansprache. Zu Anfang rollt der Pfarrer einen Kinderwagen in die Mitte. Zachmann fragt, wie wohl die erste Nacht im Leben Jesu gewesen sei. Er erzählt, wie Jesus seinen Namen bekam: „Der Name macht einen Menschen unverwechselbar, so wie die ersten vier Kinder, die wir taufen wollen.“ Geschickt verbindet er die Jesusgeschichte mit der Erfahrungswelt der Zuhörer, redet in einer Sprache, die alle verstehen.

Eine Kirchenvor­steherin liest den Taufspruch vor, der Pfarrer tauft und segnet die Kinder. Alles geschieht in Würde und Ruhe. Ein Kind hält sich hartnäckig ein Stofftier über den Kopf und wird mit dem Kuscheltier zusammen getauft. Am Ende der Zeremonie entzündet jeweils ein Familienmitglied die Taufkerze und stellt sie auf den Altar.

Ohne Extraeinladung hätten sich einige nicht zur Taufe angemeldet

Pfarrer Zachmann hält keine Predigt, sondern spannt einen Bogen vom ersten Lebenstag Jesu bis zum letzten Erscheinen, bei dem er den Jüngern den Taufbefehl gab. „Wer getauft ist, ist ein Kind Gottes“, sagt Zachmann und bittet die letzten vier Familien zum Taufbecken. Nach 70 Minuten sind von Lea Marlin bis Felix Maurice alle getauft. Zum Abschluss spielt Daniel Stickan, ein Orgel- und Jazz­musiker, das Bachstück „Komm, Heiliger Geist, Herre Gott“ und entschädigt damit alle, denen Elemente des normalen Gottesdienstes gefehlt haben. Experiment geglückt. Draußen feiert die Gemeinde ein Sommerfest mit Essen und Spielen, die Tauffamilien feiern mit.

Ohne Extraeinladung und ohne die anderen Familien, sagen einige von ihnen, hätten sie ihre Kinder nicht zur Taufe angemeldet.