Berlin (epd). Bei den Bundesbürgern ist die Bedeutung des Umwelt- und Klimaschutzes in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Das ist das Ergebnis einer Studie, die am Dienstag in Berlin von Bundesumweltministerin Svenja Schulze (SPD) und der Präsidentin des Umweltbundesamtes, Maria Krautzberger, präsentiert wurde. Demnach sind die Deutschen mehrheitlich unzufrieden mit dem Klimaschutz von Industrie und Politik, sehen aber auch das eigene Engagement kritisch. Rund zwei Drittel (64 Prozent) bewerten Umwelt- und Klimaschutz mittlerweile als eine sehr wichtige Herausforderung. Das sind elf Prozentpunkte mehr als im Jahr 2016.
Schulze sprach sich zugleich für die Einführung einer CO2-Steuer in Deutschland aus. Derzeit werde beraten, wie diese konkret ausgestaltet werden könne. Ein verlässliches Klimaschutzgesetz müsse, wie im Koalitionsvertrag vereinbart, noch bis Ende 2019 verabschiedet werden. Aktuell sei es so, "dass umweltfreundliches Verhalten mehr kostet als umweltschädliches Verhalten", sagte die Ministerin. Dieses Verhältnis müsse umgekehrt werden, um zu einer wirksamen Reduzierung des Ausstoßes von Kohlendioxid zu kommen.
Zustand der Umwelt zunehmend schlechter bewertet
Die repräsentative Umweltbewusstseinsstudie wird seit 1996 alle zwei Jahre veröffentlicht. Für die aktuelle Erhebung wurden in der zweiten Jahreshälfte 2018 rund 4.000 Personen online befragt. Untersucht wird, wie sich das Umweltbewusstsein und das Umweltverhalten der Bevölkerung in Deutschland im Zeitverlauf über mehrere Jahre entwickelt.
Die Mehrheit der Deutschen "ist ganz klar für eine Energiewende und für mehr Klimaschutz", betonte Krautzberger. Vor allem in den Bereichen Landwirtschaft, Verkehr, Bau und Energie wünsche sich die Mehrheit der Befragten, dass Umweltbelange größere Bedeutung als bislang bekommen. Insgesamt wird der Zustand der Umwelt in Deutschland zunehmend schlechter bewertet. Nur noch 60 Prozent der Bundesbürger bezeichnen diese laut der Studie als gut, vor mehr als zwei Jahren waren es noch 75 Prozent.
Auch ihr eigenes Verhalten sehen die Bürger kritisch
Die bisher ergriffenen Klimaschutz-Maßnahmen werden von den Befragten ebenfalls schlechter bewertet als in der Vergangenheit. Mit dem Engagement der Industrie sind laut der Studie nur noch acht Prozent zufrieden (2016: 15 Prozent), mit dem der Bundesregierung 14 Prozent (2016: 34 Prozent). Auch ihr eigenes Verhalten sehen die Bundesbürger kritisch: Nur noch 19 Prozent der Befragten sind der Ansicht, dass die Menschen privat genug tun für den Umwelt- und Klimaschutz. Vor gut zwei Jahren lag der Wert noch bei 36 Prozent.
Die größte Lücke zwischen Anspruch und eigenem Verhalten gebe es im Bereich Verkehr, sagte UBA-Präsidentin Krautzberger. So sei es 50 Prozent der Befragten wichtig, dass Umwelt und Klima durch die Verkehrsentwicklung möglichst wenig belastet werden. Zugleich wollten aber 40 Prozent der Befragten ihre Wege im Alltag vor allem bequem und kostengünstig zurücklegen. Deshalb nutzen den Angaben zufolge 70 Prozent der Menschen das private Auto regelmäßig.
Laut Studie sind zudem 89 Prozent der Befragten der Ansicht, die aktuelle Verkehrspolitik orientiere sich vor allem an den Interessen der Wirtschaft. Krautzberger kritisierte, dass sich seit dem Jahr 2000 öffentliche Verkehrsmittel um rund 79 Prozent verteuert hätten. Beim Kauf eines Autos habe das Plus nur bei 39 Prozent gelegen.