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In der Pauluskirche ist es vorne im Altarraum am schönsten. Bunt bricht das Sonnenlicht durch die Fenster. Trotzdem bleiben die 30 Kirchgänger im Halbdunkel auf den hinteren Plätzen. Der Organist spielt kraftvoll und polyphon. Dagegen klingt die Stimme von Pastorin Christine Schirrmacher matt. Den Psalm kündigt sie vom Altar aus an, gefühlte 20 Meter vom nächsten Gottesdienstbesucher entfernt. Sie spricht ihn mit dem Rücken zur Gemeinde, ebenso das „Kyrie“. Steht Gott etwa hinterm Altar?
Ihre Predigt beginnt Schirrmacher mit einem Kinderlied. – Oje, wo führt das hin? – „Im Land der Blaukarierten sind alle blaukariert. Doch wenn ein Rotgefleckter sich mal dorthin verirrt, dann rufen Blaukarierte: Der passt zu uns doch nicht, er soll von hier verschwinden, der rotgefleckte Wicht!“
Schirrmachers Thema: Der barmherzige Samariter. Er hält sich ans Gebot der Nächstenliebe. Ihm ist derjenige der Nächste, der seine Hilfe braucht. Jetzt kommt die Pastorin aus sich raus. Sie sagt, sie spüre Wut gegen fremdenfeindliche Parolen. „Da sind Menschen vor unserer Tür. Wenn wir helfen, dürfen Nationalität, Sprache, Hautfarbe und Bildungsstand keine Rolle spielen.“ Sie verwehrt sich gegen selbstzufriedene Christen. „Es geht nicht, dass wir uns in einer Gerechtigkeit allein aus Gnaden sonnen.“ Ein zorniger Angriff auf Hardcore-Lutheraner, die jedes Bemühen um moralische Integrität als selbstgerecht denunzieren. Jawoll!
„Es ist mir aufgetragen, über die Kirchenfenster zu sprechen“, unterbricht sich Schirrmacher. In der Tat, so ist es im Internet angekündigt. Sie sagt, ihr leuchte das Wort des Bundespräsidenten über das „dunkle Deutschland“, das sich gegen die Flüchtlinge stellt, nicht ein. Hell sei es überall. „Wenn ein Mensch seine Fenster blind macht, hat das Licht keine Chance. Das ist vielleicht gemeint.“
Und sie erklärt die Kirchenfenster. Sie stehen für Abendmahl, Kreuz, Auferstehung, und zeigen einen Regenbogen, „der alles verbindet. Auch die Gemeinschaft der Gottesdienstbesucher, die viel weiter reicht, als wir es uns aussuchen können.“ Zum Schluss wieder das Kinderlied: „Im Land der Buntgemischten sind alle buntgemischt. Und wenn ein Gelbgetupfter das bunte Land auffrischt, dann rufen Buntgemischte: Willkommen hier im Land! Hier kannst du mit uns leben, wir reichen dir die Hand.“ Stark!
Beim Abendmahl darf die Gemeinde wählen: Einzel- oder Gemeinschaftskelch. Fast alle wollen aus einem Kelch trinken. Wie schön!
Zur Gemeinde
Pauluskirche Hannover
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