Bei Gottesdiensten „für Große und Kleine“ kann viel schiefgehen. Mal toben Kleine und nerven Große. Mal werden Kleine bespaßt und Große nicht ernst genommen. Nichts davon in der Markuskirchengemeinde Butzbach. Gleich zu Beginn singt der Chor des integrativen Kindergartens, ganz in Weiß. Keine Konkurrenz für die Regensburger Domspatzen, aber doch ein niedlicher Sängerhaufen.

„Das Volk, das im Finstern wandert, sieht ein großes Licht“, trägt die Lektorin vor. Licht, das Menschen Sicherheit in ihrer Finsternis gibt – darum soll es gehen. Ein Beamer wirft Porträts auf eine Leinwand: Flüchtlingsmädchen aus Afghanistan; die christlichen Iraker Marya, Yussuf und Salome im libanesischen ­Lager; Ali und Samir, die aus Somalia nach Kenia flohen und von Deutschland träumen.

Von der Flucht der Heiligen Familie aus Bethlehem nach Ägypten erzählt der Predigttext. „Was mögen sie eingepackt haben?“, überlegt Prediger Jörg Wiegand. Windeln vielleicht, ein paar Habseligkeiten, die sie in ihrer ärmlichen Bleibe in Ägypten schnell verstauen konnten. „Als Erwachsener sagte Jesus: Ich bin fremd gewesen, und ihr habt mich aufgenommen.“ Wiegand kommt schnell zum Punkt: „Wie Josef, Maria und Jesus geht es heute vielen Flüchtlingen in Deutschland... Lassen wir nicht zu, dass es an Weihnachten heißen kann: Sie hatten keinen Raum in der Herberge.“

Keine lieblos verklebten Gläser

Soweit können Kleine mühelos und Große mit Gewinn folgen. Es beginnt der aktive Part: Gott loben mit Basteln. An fünf Tischen soll man Gläser bunt be­kleben. Als Windlichter werden sie später im örtlichen Flüchtlingsheim verteilt – ­jedes mit der Flamme, die Jahr für Jahr in der Bethlehemer Geburtskirche ent­zündet und in alle Welt getragen wird. Auch nach Butzbach ins Flüchtlingsheim.

Zwei Drittel der rund 120 Anwesenden hantieren an den Tischen mit Klebestiften. Vor allem Alte und Konfirmanden verharren meist reglos in den Bänken. Jetzt könnte der Gottesdienst aus dem Ruder laufen. Dauert das Basteln zu ­lange, gehen die Ersten. Ist zu wenig Zeit, kommt an den Tischen nur lieblos verklebtes Zeug zustande.

Doch es geht gut. Nach einer Viertelstunde sitzen alle wieder in den Bänken. Trübes Winterlicht fällt durch die goti­schen Butzenscheiben. Pastor und Team tragen ihre Fürbitten vor. Links unter der alten Kanzel glänzt der weiß gekleidete Kinderchor. Und rechts leuchten die bunt beklebten Gläser, ein schöner Anblick. Eigentlich dürfen jetzt alle, Große und Kleine, zufrieden sein.