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Nicht zu übersehen, die Leuchtreklame „Jugendkirche“ am Eingang. Man betritt den Gottesdienstraum durch eine Bar, weiße Stoffbahnen verhängen das Gewölbe, riesige Scheinwerfer sind über Empore und Apsis montiert. Die Wand hinterm Altar ist grün angestrahlt.
„In der Stille bringen wir vor Gott, was uns von Gott und voneinander trennt“, spricht Pastorin Gundula Rudloff am Altar mit dem Rücken zur Gemeinde. Aus der Stille wird leider nichts. Irgendjemand kramt in Regalwänden an der Seite polternd nach einer Spielekiste für Kinder. Die gut 50 Gottesdienstbesucher nehmen es gelassen hin, die Hälfte sind junge Familien.
Ein anderes Störgeräusch kommt von der Mikro-Anlage. Immer wenn das Warmluftgebläse in der Apsis an- und ausgeht, knackt sie laut. „Ganz nah ist dein Wort“, betet Pastorin Rudloff mit schöner, klarer Stimme – knack! –, das war’s mit der gefühlten Gottesnähe.
Formvollendet führen Pastorin und Lektorin durch die Liturgie. „Lasst uns in der Stille dafür beten, dass Gottes Wort unser Herz berührt“, Rudloff schafft Aufmerksamkeit für einen schwierigen Predigttext. Hebräer 12 handelt von einer „Wolke von Zeugen“, dem „Kampf gegen die Sünde“ und der „Freude der Züchtigung“. Zum Glück hält die Mikro-Anlage still. „Ich brauchte etwas Zeit, bis mich diese Worte selbst begeisterten“, gesteht die Predigerin. Von Verunsicherung und Lähmung sei dort die Rede, die das Gemeindeleben gefährden – damals wie heute.
Rudloff predigt intellektuell sehr fordernd. Aber stets bringt sie ihre Aussagen auf den Punkt. „Wir sind für unser Innenleben verantwortlich“, sagt sie, „und dafür, dass wir innere Verletzungen bearbeiten, damit wir nicht zu Giftzwergen werden.“ Bitterkeit könne eine ganze Gemeinde zerstören. Dabei solle sie doch ein Raum der Heilung sein, wo Menschen gesund werden, ein Ort des Friedens in einer friedlosen Welt („Krieg beginnt schon in unseren Wohnzimmern“). Das Fundament für diese Verheißung hätten die Glaubenszeugen vor uns längst gelegt.
Dass bei den Fürbitten ein Kleinkind laut dazwischenbrabbelt, treibt die Geduld einiger Gemeindemitglieder an ihre Grenzen. „Wo Unverständnis herrscht, bitten wir um Versöhnung und deinen Frieden“, betet Pastorin Rudloff. Passt. Fast alle, die sich zum Abendmahl begeben, lächeln versöhnt. Vielleicht sogar ein bisschen erlöst – wie es sich der Philosoph Friedrich Nietzsche von Christenmenschen gewünscht hat.
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