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„Die Angst vergeht, die Nacht ist um, die Bosheit bringt sich selber um, das Gottesreich wird kommen“ – fast möchte man still versunken zuhören, statt mitzusingen, so schön füllt der Liedruf der Sängerin den halbdunklen alten Kirchenraum nach jeder Fürbitte.
„Gott, wie oft gehe ich an Bettlerinnen vorbei. Hilf mir hinzusehen“, betet eine Frau mit Brille und roter Jacke. „Halte deine Hand über meine Kollegin“, sagt eine andere. Die Stühle sind zum Kreis gestellt. Jede Frau, die möchte, darf ihre Bitte laut sagen und ein Teelicht anzünden oder einen Stein auf eines der Tücher in der Mitte legen.
Einmal im Monat lädt das evangelische Frauenbegegnungszentrum in Frankfurt am Main zum ökumenischen Frauengottesdienst ein. Diesmal haben ihn Mitarbeiterinnen von FIM (Frauenrecht ist Menschenrecht) vorbereitet. Der Verein berät Migrantinnen. Gisela Matthiae, Frauenpfarrerin der hessen-nassauischen Landeskirche ist heute nur zu Besuch da. Auf die Frage, was die Initiatorinnen mit den Gottesdiensten beabsichtigen, antwortet sie nach dem Gottesdienst reichlich nebulös: „Wir wollen Raum bieten, sich einzubringen und religiöse Mündigkeit zu leben.“
Die Predigt der FIM-Mitarbeiterinnen ist eine Textcollage. Sie erzählen von Frauen aus ihrer Beratungsarbeit, von Migration und Gewalt. Eine Gegenstimme unterbricht: „Ich habe Rechte. Ich bin geschaffen zum Bilde Gottes.“ Schade, dass die Mitarbeiterinnen nicht die Bibel hinzuziehen. In den vielen biblischen Geschichten von starken Frauen müsste sich doch etwas Erhellendes finden lassen.
Schade auch, dass zwar von Migrantinnen die Rede ist, sich aber keine in der Gemeinde wiederfindet. Dort sitzen etwa 30 hellhäutige, weißhaarige Frauen. Haben die drei FIM-Mitarbeiterinnen vielleicht ausländische Wurzeln? Zu Beginn des Gottesdienstes hatte sich ein dunkelhäutiger Mann in die Kirche gewagt. Eine Mitarbeiterin vom Frauenzentrum erklärte ihm, er könne gern bleiben, müsse aber respektieren, dass dies ein Frauengottesdienst sei. Der Mann verließ die Kirche. – Geht es vielleicht etwas einladender? Und überhaupt: In den achtziger Jahren waren Gottesdienste nur für Frauen sicherlich etwas Neues und erfrischend provokant, aber heute?
Mit vielen Fragen verlässt die Besucherin die Kirche. Der Einladung, sich nach dem Gottesdienst bei Brot und Wein auszutauschen, folgt sie deshalb gern.
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