04.02.2014

Bewertung

Liturgie
4
Predigt
4
Musik
5
Atmosphäre
4

Von Susanne Schurr

„Inzwischen ist es doch Standart, dass die Angehörigen der Verstorbenen des Kirchenjahres zum Gottesdienst am Totensonntag eingeladen werden“, meinte eine befreundete Kirchenmusikerin. Wir jedenfalls wurden nicht eingeladen, obwohl wir um unsere Mutter trauern.

So stand am Vorabend des Totensonntages das Verdi-Requiem in der Nürnberger Lorenzkirche auf unserem Programm, am Sonntagmorgen Gottesdienst in St. Sebald.

Wir wurden freundlich begrüßt vom Begrüßungsdienst, auch mit einem Gottesdienstprogramm mit den Namen aller am Gottesdienst Beteiligten.

Verstehen ohne viele Worte

Die Sebalder Vocalisten, ein kleiner, sehr feiner Chor, sang wunderbar rein Madrigale aus Johann Hermann Scheins „Israelbrünnlein“, die gut vorbereiteten Lektorinnen lasen Psalm und Epistel aus sorgsam ausgewählten Übersetzungen.

Die Namen aller Verstorbenen der Gemeinde wurden verlesen und jeweils ein Licht an der Osterkerze entzündet. Auch für unsere Verstorbene fanden wir Raum und fühlten uns in Trauer verbunden mit den anderen Gottesdienstbesuchern.

Pfarrer Gerhard Schorr holte in seiner Predigt die Trauernden in deren Situation ab. Diese haben die Erfahrung gemacht, dass wenn ein Mensch stirbt, ein ganzer Kosmos mit ihm stirbt. Er erinnert alle Gottesdienstbesucher daran, dass alles der Vergänglichkeit unterworfen ist, aber in allem wird uns der Hüter Israels behüten. Er schläft nicht, er wacht und achtet auf euch. Wacht auch ihr, mahnt Jesus. Hier geht Pfarrer Schorr  sehr sensibel auf die Erfahrung des Wachens ein: Wachen ist aufmerksame Zuwendung, ist geschenkte Zeit, verschenkte Zeit. Wachen heißt verstehen ohne viele Worte. Und hier spricht er immer wieder die Trauernden an: sie haben es getan, sie haben getan, was sie konnten. Er erinnert die trauernde Gemeinde an die Situation des Wachens und des Abschiednehmens, nimmt diese dann aber an die Hand und führt sie heraus mit dem starken Zuspruch des Evangelium:

Der Tod hat das letzte Wort nicht. Sondern Gott holt uns aus unserer irdischen Vergänglichkeit heraus in sein ewiges Beziehungsgeflecht, das nicht durch Raum und Zeit begrenzt ist.

Wohltat für alle Sinne

Dieser Gottesdienst war eine Wohltat für alle Sinne, die vielleicht in der Trauersituation besonders empfindlich und empfänglich sind: alle Mitwirkende waren dunkel bzw schwarz gekleidet, ein sehr geschmackvolles Blumengesteck schmückte den Altar, einfühlsames Orgelspiel, gut ausgewählte Gemeindelieder, exzellenter Chorgesang und eine eindrückliche Predigt. Ein Gottesdienst in einer besonderen Kirche, der bestimmt lange nachklingt!

Im Anschluss gab es noch eine kleine Erläuterung zum „Imhoff-Epitaph“ mit der passenden Überschrift“memento mori“.

Wir fühlten uns willkommen und auch noch vom „Begrüßungsdienst“ verabschiedet: „Sie sind keine Franken?“ – Nein, wir kommen aus Württemberg.

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