Tim Wegner
19.03.2013

Bewertung

Liturgie
3
Predigt
4
Musik
5
Atmosphäre
4

Das fängt ja rockig an. „All you need is faith“, singt der Kirchenmusiker im Stehen am Klavier, das überwiegend junge Publikum klatscht Beifall, und der Pfarrer freut sich: „Mal sehn, ob das so weitergeht mit dem Klatschen.“ Klingt kokett. Ist aber eine Art Regieanweisung. Denn dies ist ein Zulassungsgottesdienst der Konfirmanden 2013, zwei sind gehörlos. Da wird mehr geklatscht als sonst, mehr gestikuliert und getanzt.

Der Gemeinde- und der Gehörlosenpfarrer gestalten den Gottesdienst gemeinsam, und weil „Liturgie und Dolmetschen ein bisschen viel auf einmal sind“, übersetzt zusätzlich noch ein netter älterer Herr alles in Gebärdensprache. Mit großem Körpereinsatz. „Barmherziger Gott!“ – der linke Zeigefinger schießt gen Himmel. So einen Gebärdendolmetscher hätte man als Kind gebraucht, wenn es langweilig wurde sonntags in der Kirche. Immer was zu gucken.

Aber heute ist es nicht langweilig. Die Konfirmanden haben ein Wochenende damit verbracht, das Glaubensbekenntnis in Gesten und Mimik zu übersetzen. Das führen sie jetzt vor, vorne am Altar. Gekreuzigt, gestorben und begraben, die Kirche wird zur Theaterbühne. Erst die letzten Worte werden laut ausgesprochen: „. . . und an das ewige Leben. Amen.“ Beifall.

Leider hatte der Pfarrer am Samstag sein Handy aus, drum konnte er sich nicht mit „dem Thomas“ über die Lieder verständigen. Schade, das wollten wir so genau gar nicht wissen. Handy aus, das geht schon klar, schließlich ist heute der „Internationale Tag für den freien Sonntag“. Und auf evangelisch.de konnte man lesen, dass Pfarrer als Sonntagsarbeiter einen anderen freien Tag in der Woche brauchen. Am ehesten den Samstag, ergab eine Befragung der pfälzischen Landeskirche. Aber die Lieder hätte man vielleicht am Freitag abstimmen können?

Dann finden wir doch noch die richtige Seite im Gesangbuch und freuen uns über neue Töne. „Kommt herbei, singt dem Herrn“, auf die Melodie eines israelischen Volksliedes. Und die deutsche Version des Spirituals „It’s me, oh Lord“. Die junge Zielgruppe ist zufrieden, auch mit der Predigt. „Glauben lernen“, das heiße „verantwortlich sein vor sich und der Welt.“ Kurz, klar, wahr.

Nach dem Vaterunser in Gebärdensprache gibt es richtig viel Segen mit Worten und Gesten. Fast hätte man noch mal Beifall geklatscht. Aber dann ist schon Schluss. Vielleicht kommen wir in acht Wochen wieder, wenn diese netten jungen Leute konfirmiert werden. Mit Worten, Hand und Fuß.

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