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Am Eingang liegen Prospekte aus: das beeindruckende Kulturprogramm der Darmstädter Citykirche. In der letzten Januarwoche jazzen jeden Abend Musiker, die unter Fans des Genres deutschlandweit bekannt sein dürften. Anfang Februar folgen „Lyrische Matineen“ mit Zsuzsa Bánk, Wilhelm Genazino und anderen. An sechs Passionssonntagen predigen Prominente, samstags wird klassisch konzertiert.
Konzertreif ist auch das Orgelvorspiel zu „Wie schön leuchtet der Morgenstern“. Es stimmt die rund 50 Besucher auf den Epiphaniasgottesdienst ein. Im Chorraum hinterm Altar erstrahlt ein letztes Mal der riesige Tannenbaum, morgen fliegt er raus.
Pfarrerin Anita Gimbel-Blänkle hat die Eingangsliturgie intensiv vorbereitet. Begrüßungsworte, die Hinleitungen zu Kyrie und Gloria und die Gebete sind voller Gedankenanstöße. Wenn der Herr komme, frage er nicht: „Was hast du besessen?“, sondern: „Was hast du verschenkt?“ Leider hat der Kirchgänger kaum Zeit, diesem Gedanken nachzuhängen, schon kommt der nächste.
Auch die Predigt ist anspruchsvoll. Gimbel-Blänkle schlägt einen weiten gedanklichen Bogen. Sie erinnert an die Sternsinger aus der Nachbargemeinde, die heute durch Darmstadt ziehen. Vom ägyptischen Neujahrsfest, Vorläufer der christlichen Epiphaniasfeier (Heilige Drei Könige), kommt sie auf den Predigttext: „Mache dich auf, werde licht.“ Sie erklärt die vielen Bedeutungen des Wortes „Zion“. Sie blickt zurück auf das zerstörte Jerusalem im fünften vorchristlichen Jahrhundert und spricht über die Friedenshoffnung der Menschen von damals.
Was der Bibeltext auf diese Hoffnung antwortet? „Mache dich auf, werde licht!“ (Jesaja 60) Man solle sich selbst auf den Weg machen. Wenn Gott von uns Menschen Rechenschaft über unser Tun verlange, so Gimbel-Blänkle, werde er nicht fragen: „Was hast du besessen?“, sondern: „Was hast du verschenkt?“ Er frage nicht: „Was hast du gewusst?“, sondern: „Wem hast du geholfen?“ Nicht: „Was hast du beherrscht?“ Sondern: „Wem hast du gedient?“ – Danke für die Wiederholung!
Im Orgelvorspiel zu „Sonne der Gerechtigkeit“ glaubt der Kirchgänger ein Motiv aus Richard Strauss’ symphonischer Dichtung „Also sprach Zarathustra“ zu erkennen.
Am Ausgang bittet eine ältere Dame die Pastorin, nächstes Mal Handzettel für die Liturgie auszulegen. Dann könne sie besser folgen.
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