„Megabaustelle“ steht auf dem Plakat am Eingang der Martinskirche. Es zeigt einen Mann, der in einem Trümmerfeld auf angebröselte Buchstaben aus Stein blickt – könnte „Jerusalem“ heißen. Die Dorfkirche in Conweiler ist überraschend gut besucht, fast alle Bankreihen sind besetzt. Was für ein Kontrast: Die Straßen in dem Ort in der Nähe von Pforzheim wirkten an diesem vernebelten Sonntag besonders leer. Vorn am Altar steht auf einer Plakatrolle in großen Buchstaben „Nehemia“. Wer war das noch mal? Ach ja, der Mann, der aus dem Exil nach Jerusalem zurückkehrt und die Stadtmauern wieder aufbaut. Eine Geschichte aus der Bibel.

„Unser Gemeindehaus war die letzten vier Tage eine Großbaustelle“, sagt ­Pfarrer David Gerlach zur Begrüßung. Er meint die Kinderbibelwoche, bei der 40 Mädchen und Jungen die Geschichte von Nehemia kennenlernten. Der Jugendverband „Entschieden für Christus“ (EC) hat die Gemeinde dabei unterstützt, der Familiengottesdienst rundet die Aktion ab.

EC-Referent Björn Steinhilber fragt die Gemeinde: „Wer kennt Super Mario?“ Die Jüngeren wissen: Das ist der dicke Bauarbeiter aus dem Videospiel, der Hindernissen ausweichen muss. Jetzt sollen alle aufstehen und das Spiel nachahmen. Auf der Stelle rennen, sich setzen, gehen, hüpfen – im schnellen Wechsel. Fast alle machen mit, Kinder auf den Armen ihrer Eltern glucksen vor Freude. Eine schöne Idee. Die Gemeinde singt „Gott ist gegenwärtig“ und spricht Psalm 69. Die Texte werden auf eine Leinwand projiziert.

Schade, dass die Technik bei der Predigt nicht eingesetzt wird. Steinhilber erzählt die Geschichte als Comic auf der Plakatrolle, rollt Szene für Szene weiter: Nehemia als Mundschenk im Palast, beim Beten, wie er den König um Hilfe bittet, Nehemia vor den zerstörten Mauern Jerusalems, dazu ein Baustellenschild. Es ist leider nur in den vorderen Bankreihen gut zu sehen. Klar die Botschaft: Im Vertrauen auf Gott lassen sich schwere Aufgaben trotz Rückschlägen und Problemen lösen. Etwas krampfhaft dann der Bogen hin zu Jesus: Nehemia war kein Superstar, dem alles gelingt, nur Christus ist der Heiland, der alles neu macht. Das wirkt an dieser Stelle eher irritierend als erhellend. Die Fürbitten liest Pfarrer Gerlach im Wechsel mit fünf Kindern.

Zaghaft singt die Gemeinde zur leisen Gitarren­begleitung „Wir sind eingebunden“. Nach einer kurzweiligen Stunde gibt Pfarrer Gerlach den Segen. Alle sind zum Familienbrunch ins Gemeindehaus eingeladen. Der Weg ist gut zu finden, der Nebel hat sich gelichtet.