Die Sonne lacht, Vögel zwitschern, sachte plätschert der Igelbach. Wie gut das tut, einfach mal eine Weile still auf einem der braunen Plastikstühle vor der Konzertmuschel im Kurpark zu sitzen. Als der Gottesdienst in dem Schwarzwaldstädtchen Gernsbach beginnt, stimmen rund 120 Besucher in das Eröffnungslied ein: „Singt und tanzt und jubelt laut vor Freude.“

„Guten Morgen“, grüßt Pfarrer Ulrich Eger von der evangelischen Kirche St. Jakob. „Guten Morgen“ schallt es spontan aus der Gemeinde zurück. Den Freiluft­gottesdienst feiert die Jakobsgemeinde gemeinsam mit der freikirchlichen Christuskirche und der Paulusgemeinde aus dem Nachbardorf Staufenberg. Souverän führt Pfarrer Eger durch die Liturgie. Psalm 105 sprechen die weiblichen und männlichen Kirchgänger im Wechsel – netter Effekt. Wieder ein Lied: „So ist Versöhnung, so muss der wahre Friede sein.“ Die Gemeinde singt etwas zaghaft mit, begleitet von einem E-Piano und einer Cajon-Trommelkiste. Die Akustik ist für einen Gottesdienst im Freien erstaunlich gut. Sprecher und Musiker sind über die Mikrofone gut zu hören. Nicht zu laut, nicht zu leise, ausgewogener Klang.

Eine Älteste spricht die Schriftlesung: das Gleichnis von der königlichen Hochzeit (Matthäus 22, 1-14). Darauf folgt das Lied „Wunderbarer König“. Währenddessen wird die Kollekte eingesammelt. Das nervt! Das Geklimper der Münzen und der Griff zum Geldbeutel reißen einen aus der besinnlichen Stimmung. Die Predigt hält der Staufenberger Pfarrer Hans-Joachim Scholz. Sein verschmitzter Plauderton ist zunächst etwas gewöhnungsbedürftig, aber eindrucksvoll. Geschickt schlägt er den Bogen von der Königshochzeit hin zum Abendmahl, das im Anschluss gefeiert wird.

Seine Gedanken veranschaulicht er immer wieder mit Erfahrungen aus dem Alltag: zum Beispiel die Freude, Frau und Tochter bei einem Besuch im Festspielhaus Baden-Baden auch mal in Gala zu sehen. Seine Botschaft: Der Mensch ist immer willkommen bei Gott, dessen Gegenwart durch Jesus sichtbar geworden ist. „Ich gehe zu dem Fest und nehme die Einladung zum Abendmahl an“, schließt Pfarrer Scholz. „Wer kommt mit?“

Fast alle schließen sich an. Während des Abendmahls sorgen besinnliche ­Klaviermusik und Gezwitscher für meditative Stimmung. Zum Schluss des Abendmahls bilden die Gäste einen großen Kreis – ein eindrucksvolles Bild. Pfarrer Eger spricht den Segen. Nach einer Stunde endet die Feier mit einem beschwingten Gospel des Pianisten. Der letzte Ton verklingt, die Vögel singen weiter.