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Meine chrismon-Kollegin Dorothee Hörstgen lebt wie ich in einer Baugemeinschaft, nicht in Hamburg, sondern in Köln, konkreter in Köln-Nippes. Schon seit Jahren tauschen wir uns regelmäßig über unser Leben in und mit einer Baugemeinschaft aus. Nun konnte ich sie endlich mal besuchen.
Das Neubaugebiet, in das sie mit ihrer Familie 2017 zog, steht auf dem Areal eines alten Gummiwerkes. Im Gegensatz zur Hamburger Hafencity mit seiner oft öde wirkenden Einheits-Block-Bebauung, stehen in Köln-Nippes größere und kleinere, höhere und niedrigere Häuser nebeneinander. Auf mich wirkte das Viertel weniger anonym, weniger abweisend, sondern offen und nachbarschaftlich.
Große Gärten und eine lebendige Nachbarschaft
Echt begeistert war ich über das viele Grün in den Gemeinschaftsgärten, die hier immer von mehreren Hausgemeinschaften zusammen gepflegt und unterhalten werden.
Dorothees Haus liegt an einem Straßenende, "StadtTeilchen" nennt sich die Baugruppe: Sechs Familien in einem Haus über drei Etagen. Zwei Maisonette-Wohnungen, vier Etagenwohnungen, alle zwischen 105 und 125 qm groß. Elf Kinder leben im Haus. Der lustig gestaffelte Bau wurde übrigens auch schon vom Bund Deutscher Architekten ausgezeichnet.
Alle Baugemeinschaften, die sich damals bewerben mussten, mussten eine Idee für eine lebendige Nachbarschaft einreichen. Bei den StadtTeilchen war es der "Teilomat".
Der Name ist Programm. Ein Automat zum Teilen von Kunst.
Für 150 Euro haben die sechs Familien damals noch vor ihrem Einzug den alten Warenautomaten bei Ebay ersteigert - und dann erst mal ein paar Monate im Haus von Dorothees Schwiegereltern zwischengelagert: "Das war einfach genau das Teil, was wir gesucht haben." Die Grafikerin der Gruppe hat den Automaten dann neu designt und gestylt.
Mittlerweile steht der Teilomat direkt vor der Eingangstür des Hauses und wird regelmäßig von Dorothee und ihren Mit-Akteur*innen bestückt. Sie selbst kümmert sich um den Teilomat-Instagram Account, um die Aquise neuer kleiner Kunstwerke und sowieso immer um den Betrieb des Automaten. Ein paar Stunden pro Monat gehen da mindestens drauf, doch es bringt ihr viel Freude.
"Manchmal höre ich drinnen das Klacken, wenn wieder jemand den Automaten bedient", freut sie sich. Denn das Klacken zeigt an: Die Nachbarschaft lebt, der Teilomat ist ein Anziehungspunkt.
Zwei Euro kostet die Kunst pro Stück; Dorothee sammelt das Geld ein, manchmal erstattet sie den Künstler*innen dann ihren Aufwand, mehrmals im Jahr spendet die Gruppe das mit dem Automaten erwirtschaftete Geld an Hilfsprojekte. Viele Ideen und Produkte, so erzählt es Dorothee, kämen direkt aus der Hausgemeinschaft; einige arbeiten wie Dorothee selbst (sie gehört zu unserer Fotoredaktion) in der Kreativbranche, als Architektin, Szenenbildnerin oder auch als ein besonders ideenreicher Lehrer.
Ein Highlight sind immer wieder die "Wundertüten", speziell für Kinder. Wenn die mehrmals im Jahr den Automaten bestückten, dann stehen Kinder aus der Nachbarschaft Schlange. Was in den Wuntertüten ist? Wird nicht verraten - soll ja eine Überraschung sein.
Wer Ideen für den Teilomat hat, kann sich gern direkt per Mail an Dorothee Hörstgen wenden.