Ein schönes Feedback kann auch mal dauern
Im Wettbewerb um junge Talente lernen Chefs neuerdings "instant feedback". Ob wir den Jungen damit einen Gefallen tun?
Tim Wegner
26.07.2019

Der Arbeitsmarkt verändert sich, ­
fast alle suchen junge Talente. Dafür müssen wir Älteren uns umstellen. Seminare besuchen, wo wir ­unsere Unternehmenskultur vom "I" zum "We" ­schubsen. Das hat Jesus in der Berg­predigt auch schon angeregt und ist unbedingt richtig. Vieles von den Ratschlägen der "New Work"-Gurus ist richtig, wir sollen nicht mehr Chefs mit Dienstwagen sein, sondern Knoten im Netzwerk. Nicht mehr pushen, sondern empowern und viel Wert auf Achtsamkeit legen.

Tim Wegner

Ursula Ott

Ursula Ott ist Chefredakteurin von chrismon und der digitalen Kommunikation im Gemeinschaftswerk der Evangelischen Publizistik gGmbH. Sie studierte Diplom-Journalistik in München und Paris und besuchte die Deutsche Journalistenschule in München. Sie arbeitete als Gerichtsreporterin bei der "Frankfurter Rundschau", als Redakteurin bei "Emma", als Autorin und Kolumnistin bei der "Woche", bei der "Brigitte" und bei "Sonntag aktuell" sowie als freie Autorin für Radio und Fernsehen. 2020 und 2021 wurde sie unter die 10 besten Chefredakteur*innen des Jahres gewählt. 2019 schrieb sie den Bestseller "Das Haus meiner Eltern hat viele Räume. Vom Loslassen, Ausräumen und Bewahren".

Alles ­prima, aber bei einer Lektion komme ich ins Grübeln. Instant Feedback fordern die Digital Natives ein, das kennen sie von Instagram und Facebook. Smileys, Likes, und zwar subito – lässt sich auch in der Firma machen, eine florierende Industrie an Apps hat sich bereits entwickelt. Da schickt man der Kollegin, die gerade eine Präsentation gemacht hat, schnell ein Smiley. Und schon ist sie happy.

Die Welt ist nicht instant

Die Diagnose stimmt – auch ich erlebe Jasper, 16, der per Mail (wobei er das Medium E-Mail schon so skurril findet wie ich Sütterlin­schrift) eine Praktikumsbewerbung losschickt und sich nach fünf Minuten beklagt, wo die Antwort bleibt. Und ich sehe Annalena, 21, deren taffes Auftreten sich in ein Tränenmeer verwandelt, wenn ihr Artikel nicht gedruckt wird.
Ich finde, das müssen die lernen. Die Welt ist nicht instant. Feedback kann dauern, und es ist nicht immer positiv. Im echten Leben wie im digitalen. Da wollen wir Älteren übrigens auch ab und zu abschalten und nicht instant kommunizieren.

Das ist sehr gut für unsere eigene Achtsamkeit, Body und Soul.
Bei chrismon versuchen wir das auch – schnelles Feedback. Leseranfragen sofort beantworten. Meine Kolleginnen Marion Schwald und Marion Geißler kümmern sich darum. Aber wir sind nur Menschen, es ist heiß, und wir schaffen es oft nicht gleich. Dann heißt es: "Von einem evangelischen ­Magazin hätten wir anderes erwartet." Ja, wir auch von uns. Aber wir sind nicht perfekt. Wir sind nur ein Knoten im großen Netzwerk. Wenn Sie mal länger auf Antwort warten, seien Sie ­sicher: Wir lieben Sie trotzdem. :)

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Ich liebe Sie nicht trotz, sondern deswegen Frau Ott. Sie halten mich (fast 86 und ganz von Skurrilität umwoben) am Leben. Herzlichst Ihre Brigitte Koerpel