Betrachtet euch als ausgeladen!
Konservative Bischöfe unterminieren die Ökumeneansätze des Papstes.
Portrait Eduard KoppLena Uphoff
06.06.2018

Gerade ist eine Delegation deutscher Lutheraner von einer versöhnlichen Audienz mit dem Papst zurück, da folgt nur Stunden später eine handfeste antiökumenische Ohrfeige. Franziskus kassiert, offensichtlich gedrängt von der vatikanischen Glaubenskongregation, weitere Möglichkeiten, evangelisch-katholische Ehepaare gemeinsam zur katholischen Kommunion zuzulassen. Die deutsche Bischofskonferenz hatte vor Monaten mit klarer Mehrheit enge Ausnahmeregeln für sie beschlossen, aber eine siebenköpfige konservative Minderheit unter Federführung des Kölner Kardinals Rainer Woelki unterminierte diesen Versuch. Ihr Trick: Bevor noch die vom Papst ausdrücklich gewünschte Suche nach einer "einmütigen Lösung" weitergehen konnte, bedrängten die Konservativen den Papst, ein Machtwort gegen solche ökumenischen Annäherungen zu sprechen. Der Trick hatte Erfolg. Aber auf wessen Kosten?

Portrait Eduard KoppLena Uphoff

Eduard Kopp

Eduard Kopp ist Diplom-Theologe und chrismon-Autor. Er studierte Politik und Theologie, durchlief die Journalistenausbildung des ifp, München, und kam über die freie Mitarbeit beim Südwestrundfunk zum "Deutschen Allgemeinen Sonntagsblatt" nach Hamburg. Viele Jahre war er leitender theologischer Redakteur bei dieser Wochenzeitung und seinem Nachfolgemedium, dem evangelischen Magazin chrismon. Seine besonderen Interessengebiete sind: Fragen der Religionsfreiheit, Alltagsethik, Islam, Geschichte des 20. und 21. Jahrhunderts, Krieg und Frieden.

Für diesen Starrsinn bezahlen fast alle: konfessionsgemischte Familien, denen der gemeinsame Gang zur Eucharistie verwehrt bleibt (es sei denn, ihr Pfarrer oder Bischof hat ein Einsehen); katholische Pfarrer, die evangelische Christen zur Kommunion zulassen (sie werden angreifbar für Denunziation); die katholische Bischofskonferenz, die sich von einer Minderheit in ihren Reihen hintergehen ließ; ihr Vorsitzender, der Münchener Kardinal Reinhard Marx, der unermüdlich für eine pragmatische ökumenische Lösung gekämpft hatte; die Laienverbände, die eine solche Lösung seit Jahren immer wieder forderten; der Papst selbst, den die Minderheit demonstrativ demontierte.

Nicht Pfarrer oder Bischof laden zum Abendmahl, sondern Christus

Auf der Strecke bleibt auch der theologische Sachverstand. Wer beim Theologiestudium aufgepasst hat, kann sich erinnern: Ein Sakrament ist nicht nur ein Zeichen, gleichsam das Siegel auf einem gnadenhaften Endzustand (zum Beispiel der Kircheneinheit), sondern auch ein Hilfsmittel, einen unvollkommenen Zustand zu überwinden. Das gemeinsame Abendmahl kann und soll Menschen auch weiterbringen in ihrem Wunsch nach Gemeinsamkeit. Der Präsident des Laienkatholizismus Thomas Sternberg sagte oft: Die Gemeinden sind schon weiter in dieser Frage. Da hat er recht. Und auf evangelischer Seite gilt: Nicht Pfarrer oder Bischof laden zum Abendmahl, sondern Christus. Die Türen stehen offen.

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.
Permalink

Träumereien und am 23.1.23 der Kurien-Wecker. Der Papst hat alle synodalen Geister zurückgerufen. Die dunkle "Wo(e)lke(i)" verdeckt die Sonne der Vernunft. Was werden nun die Noch-Gläubigen tun? Auf jeden Fall die Netz-Dynamik ist unberechenbar. Die größte Gefahr für Emotionen, Gefühle und Leidenschaft ist die Gleichgültigkeit. Wenn dem Kopfschütteln das Mitleid folgt, iat alles zu spät.