"With great power comes great responsibility" – Mit großer Macht geht große Verantwortung einher. Dieses Zitat aus einem Spider-Man-Comic sollte sich Elon Musk, der reichste Mensch der Welt, über seinen Schreibtisch hängen.
Der Tech-Milliardär (Tesla, SpaceX, The Boring Company) hat wieder von sich reden gemacht. Zum einen, weil er den Kurznachrichtendienst Twitter nun wohl doch übernehmen muss, zum anderen, weil er auf ebenjenem Dienst reichlich naive Versuche gestartet hat, eine Lösung für den Krieg in der Ukraine zu finden.
Seine Vorschläge: die Referenden in den von Russland annektierten Regionen unter UN-Beobachtung wiederholen, die Krim an Russland abgeben, ein neutraler Status für die Ukraine - und er startete eine simple Ja-/Nein-Umfrage unter den Twitter-User*innen. Applaus erhielt Musk von russischer Seite. Nur das mit den Referenden würden sie ablehnen, das Volk hätte ja bereits entschieden. Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj reagierte, indem er wiederum auf Twitter fragte, welchen Elon Musk die User*innen mehr mögen, "einen, der Russland unterstützt" oder "einen, der die Ukraine unterstützt"?
Musk entgegnete, dass er die Ukraine sehr wohl unterstütze, aber eine Eskalation des Krieges befürchte, und startete eine weitere Ja-/Nein-Umfrage, ob die Bewohner*innen der Krim und des Donbass nicht selbst entscheiden sollten, zu wem sie gehören wollten. Vom Völkerrecht scheint Musk nicht viel zu halten. Zugute kommt ihm, dass er die Ukraine das Satellitensystem Starlink kostenlos nutzen lässt - und damit die Kommunikation in der Ukraine ermöglicht.
Ukraine-Krieg ist zu ernst für Twitter-Umfragen
Der Krieg in der Ukraine ist ein viel zu ernstes, viel zu komplexes Thema, als dass man es als Meinungsumfrage auf Twitter verhandeln könnte. Natürlich DARF Musk sich einmischen. Ob es bei seinem Einfluss und seiner Reichweite sinnvoll ist, ist aber eine andere Frage.
Wenn sein Ego angeknackst ist, zeigt Musk, was wirklich in ihm steckt. Während der Rettungsaktion einer thailändischen Fußballmannschaft aus einer überfluteten Höhle im Juni 2018 bot er an, ein U-Boot zur Verfügung zu stellen. Als die ohnehin überlasteten Retter das unnütze Angebot genervt ablehnten (ein U-Boot hätte in der engen Höhle nicht navigieren können), bezeichnete er einen der Retter öffentlich als Pädophilen.
Elon Musk inszeniert sich gern als frecher Nerd, der sich zu aktuellen gesellschaftspolitischen oder popkulturellen Themen äußert. Er wird von einer fanatischen Followerschaft nahezu kultisch verehrt. Ende August wurde bekannt, dass Eltern ihre eigenes Kind vor ein Tesla-Auto stellten, um zu beweisen, dass die Fahrzeuge die Kinder im Autopilot-Modus nicht überfahren würden - wie Tesla beworben hatte. Viele Menschen hören also bedingungslos auf seine Meinung.
Viele verloren Geld, für Musk war es ein Witz
Das zeigte auch der Skandal um die Kryptowährung "Dogecoin", weswegen gerade eine Milliardenklage gegen Musk auf den Weg gebracht wurde. Auf seinem Twitteraccount hypte er die ursprünglich als Spaßwährung gedachten Coins, der Kurs schoss in die Höhe. Viele seiner Follower*innen stiegen ein. Musk hatte nichts Besseres zu tun, als die Währung in der Sendung "Saturday Night Live" als Witz darzustellen, woraufhin der Kurs wieder abstürzte. Das kostete viele Menschen viel Geld. Für Musk hingegen war es nur ein Spiel.
Obwohl er sich stets als Verfechter der Meinungsfreiheit geriert (unter anderem möchte er auf dem ohnehin sehr laxen Twitter auch extremistische Tweets nicht mehr sperren lassen und Donald Trump zurückholen), lässt er keine echten Ideale erkennen. Was aus seiner großspurigen Ankündigung, mit seinem Vermögen den Welthunger zu beenden, geworden ist (und ja, das wäre möglich – so reich ist er), weiß niemand so genau. Zwar ist belegt, dass er Tesla-Aktienpakete im Wert von 5,7 Milliarden US-Dollar gespendet hat, aber nicht, an wen. Relativ sicher ist hingegen, dass es für Musk einen großen Steuervorteil bedeutet.
Jemand mit einem derartigen Vermögen, einer derart großen Reichweite und einer hoch loyalen Anhängerschaft sollte klüger mit seiner Macht umgehen. Im Zweifelsfall kann ihm Spider-Man weiterhelfen.
wirklich-wahrhaftige Kommunikation
@Güthlein: "Jemand mit einem derartigen Vermögen, einer derart großen Reichweite und einer hoch loyalen Anhängerschaft sollte klüger mit seiner Macht umgehen."
Da stellt sich die Frage: Ist klüger mehr Heuchelei oder mehr Verlogenheit, wo gleichermaßen Dummheit den Mensch spaltet?
Die Institution Kirche ist auch "Jemand" mit großer Reichweite, doch ausser die vergleichbare Klugheit, die noch immer im Sinne des konfusionierten Systems des "Zusammenlebens" eingespielt wird, kommt von diesen ... auch nichts weiter, obwohl die biblische Philosophie doch ziemlich deutlich das Gemeinschaftseigentum "wie im Himmel all so auf Erden" propagiert.
Ein Gemeinschaftseigentum OHNE wettbewerbsbedingte Symptomatik, also OHNE "Wer soll das bezahlen?", aber vor allem für Nächstenliebe in Teilhabe OHNE Neid, Hass, "gesundes" Konkurrenzdenken, OHNE heuchlerisch-verlogene Schuld- und Sündenbocksuche.
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"Milliardär mit Gottkomplex"
Gott ist jedem Menschen gegenwärtig. Somit ist Gott auch Elon Musk gegenwärtig. Musk als Exponenten eines besonders schweren Falles von Verantwortungslosigkeit darzustellen, das hat, neben seinen publizistischen Reizen, sachlich zweifellos seine Berechtigung. Eine Begründung, und da müsste es sich bei einer dermaßen hoch angesetzten Messlatte um eine theologische Begründung handeln, weshalb der Multimilliardär ein "Milliardär mit Gottkomplex" ist, bleibt der Autor der geneigten Leserschaft allerdings schuldig. Anhaltspunkte dafür, dass Musk sich bei Gelegenheiten konkret zu seinem Gottesverhältnis geäußert hat, sind im Artikel nicht zu finden. Insofern muss EM vom Vorwurf der Gottkomplex-Schuld freigesprochen werden. Besetzen wir also den Mars, bevor Musk es tut. Denn er könnte dort Gott begegnen.
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