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Tiktiktik. Krrrrk. Plom. Theodor ist da! Seit vergangenem Winter haben wir regelmäßig Besuch von einem bildhübschen Eichhörnchen, das, wie sein Name sagt, ein rechtes Gottesgeschenk ist. Es wohnt in den Bäumen der Nachbarschaft und turnt täglich über sämtliche Äste und Balkone, bis es bei uns im dritten Stock landet. Ziel ist das Vogelhäuschen, gefüllt mit diversen Sonnenblumenkernen in unterschiedlicher Zubereitung und einem Meisenknödel.
Weil ich nicht möchte, dass Theodor den Vögeln alles wegfuttert, habe ich ihm einen extra Platz hergerichtet - eine Platte mit den gleichen Speisen, die auch den Piepmätzen schmecken. Dazu etwas Apfel und Möhre.
Theodor mag das. Er hat inzwischen aus den Kernen eine eigene Sonnenblumenplantage angelegt - vermutlich will er, dass ich für den nächsten Winter gerüstet bin. Wir lieben den kleinen Racker - neulich haben wir sogar gemeinsam eine Krähe vertrieben, die ihn auf unserem Balkon überfallen wollte.
Auf immer und ewig
Am Ende jedes Besuches springt Theodor auf unseren Balkontisch. Dort steht eine Pflanze namens „Jiaogulan“- das Kraut der Unsterblichkeit, eine zierliche Kletterpflanze aus der Familie der Kürbisgewächse. Die frischen oder getrockneten Blätter nimmt man für Tee oder als Gewürz in Saucen und Salaten. In der traditionellen chinesischen Medizin wird das Kraut verwendet, um Hitze auszuleiten, Gifte aufzulösen, den Blutzuckerspiegel zu senken, und die Leber samt Fettstoffwechsel zu schützen.
Theodor beendet also sein Mahl beim Unsterblichkeitskraut. Was will das Eichhörnchen mit dem Grünzeug? Es schwitzt und trinkt nicht, und wenn dann nur Wasser. Es hat hoffentlich nichts Ungutes gefressen und ist durch seine Turnerei topfit. Ich lauere Theodor heimlich auf. Er knuspert begeistert die winzigen dunkelgrünen Beeren weg. Weiß er, dass sich Jiaogulan ähnlich wie Ginseng positiv auf Körper, Geist und Seele auswirken soll? Vielleicht. Auf jeden Fall hoffe ich, dass es auch für ihn eine wunderbare Ewigkeit gibt …
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