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Schaut mich an! Hört mir zu! Empört euch über mich!
(Berlin) 11.02.16; Dr. Johann Hinrich Claussen, Portraet, Portrait; Kulturbeauftragter des Rates der EKD, Leiter des EKD-Kulturbueros, evangelischer Theologe Foto: Andreas Schoelzel/EKD-Kultur. Nutzung durch und fuer EKD honorarfreiAndreas Schoelzel
06.12.2019

Nach heftiger Kritik hat das „Zentrum für politische Schönheit“ sein jüngstes Projekt eingestellt: eine Installation mit angeblich von Auschwitz-Opfern stammender Asche vor dem Reichstag. Damit wollte das ZPS gegen AfD und Nationalkonservatismus protestieren. Unfreiwillig aber hat es offengelegt, was es mit dem Rechtspopulismus gemein hat.

Gern wird die unübersichtliche Welt so unterteilt: hier die bösen Rechtsradikalen – dort die guten, linken Künstler. Die verunglückte jüngste Aktion des ZPS zeigt jedoch, dass es so einfach nicht ist. Das ZPS produziert Provokationskunst. Ihr Sinn besteht darin, Aufmerksamkeit zu erregen und für Empörung zu sorgen. Alles ist auf diesen einen Effekt hin ausgerichtet. Die Kunst wird so zum Mittel für einen nicht mehr rein künstlerischen Zweck.

Das ZPS meint wahrscheinlich, damit einem aufklärerischen, emanzipatorischen Motiv zu folgen. Einleuchtender erscheint mir, dass es aus negativer Gefallsucht handelt. Das gibt es leider bei einigen Menschen, die nicht gelernt haben, auf eine gute Weise Anerkennung zu finden: Um überhaupt gesehen zu werden, beginnen sie einen Streit nach dem anderen. So auch das ZPS: Ihre Kunst hat keine Qualität, die für sich selbst wirkt, also müssen Schockeffekte her. Hauptsache, gesehen und gehört werden! Und dann den Verkehr in den sozialen Netzwerken messen.

Mich erinnert an das an die menschlich unsympathische, politisch aber erfolgreiche Methode von Rechtspopulisten, mittels gezielter Verletzungen der guten Sitten und des sprachlichen Anstands wahrgenommen zu werden. Auch hier ist eine pervertierte, negative Gefallsucht am Werk.

Was man dagegen tun kann? Am besten wohl dies: Klare Zurückweisung, konsequente Nichtbeachtung und dann zurück zu einer Kunst und einer Politik, die so etwas nicht nötig haben.

Das ZPS hat sich inzwischen entschuldigt. Das ist gut. In einem zweiten Schritt sollte es über sein Kunstverständnis nachdenken.

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Kolumne

Johann Hinrich Claussen

Auch das Überflüssige ist lebens­notwendig: Der Autor und Theologe Johann Hinrich Claussen reist durch die Weiten von Kunst und Kultur