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Es gibt Zeitschriften, die so interessant sind, dass sich selbst die Lektüre der Leserbriefe lohnt, zum Beispiel das „New York Review of Books“. Dort haben sich gerade zwei kluge Menschen darüber gestritten, wie man Rechtspopulisten bzw. Rechtsradikale deuten soll.
Der für kontroverse Äußerungen bekannte amerikanische Ideengeschichtler Mark Lilla hatte in einer vorherigen Ausgabe versucht, die französische Rechte als radikale Konservative ernst zu nehmen. Nicht weil er ihnen nahe stünde, sondern weil er es sich die Interpretation dieser politischen und kulturellen Kraft nicht zu einfach machen wollte.
Nun hat ihm James McAuley, der Paris-Korrespondent der „Washington Post“ widersprochen. Man müsse die französischen Rechtsradikalen vor allem und zuerst als Rassisten betrachten. Die Verachtung von Menschen anderer Religion und Hautfarbe bilde den Glutkern und die wichtigste Energiequelle dieser Bewegung. Der Protest gegen bestimmte Folgen der Modernisierung oder konservative Ideen seien demgegenüber zweitrangig.
Demgegenüber hat Mark Lilla bekräftigt, dass es töricht sei, die sozialen und weltanschaulichen Fragen auszublenden, auf die die Rechtsradikalen mit ihrer Fremdenfeindlichkeit die falsche Antwort gäben. Wer die Rechte nur als Rassisten abstemple und moralisch verurteile, verstehe ihre Wirkung nicht und sei folglich auch nicht in der Lage, sie politisch zu überwinden.
Wer von beiden hat nun Recht? Wie bei jeder interessanten Debatte – wahrscheinlich beide.