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Ein Kollege wies mich darauf hin, dass es bald neue Rembrandt-Gemälde geben wird. Eine Firma hat das passende Programm dazu entwickelt, unendlich viele Daten gesammelt und ausgewertet, die nötigen Apparaturen geschaffen und verspricht nun, bald viele neue Werke des alten Meisters zu produzieren. Ein vierminütiger Werbefilm erzählt davon. Er wird bei den einen Begeisterung, bei den anderen Entsetzen auslösen. Ich stehe irgendwo dazwischen, staune über die innovativen Möglichkeiten, frage mich aber, was das soll. Intelligent mag dieses Projekt sein, doch ist es auch Kunst?
(„Was ist schon Kunst?“, wird da der Kunstmarkt denken und überlegen, ob diese Bilder sich gut verkaufen lassen oder zu einem Preisverfall bei den alten „Rembrandts“ führen werden.)
Kürzlich sprach ich zufälligerweise mit einem KI-Experten. Auf meine Frage, was denn die natürliche Intelligenz des Menschen von der Künstlichen Intelligenz der Maschine unterscheide, antwortete er: „Zwei Merkmale. Erstens: KI ist unendlich viel besser darin, unendlich viele Daten zu verarbeiten. Wir Menschen jedoch sind deutlich besser darin, mit wenigen Daten etwas Sinnvolles anzustellen. Zweitens: Unsere Körperlichkeit mit allem, was dazu gehört – den Empfindungen, dem Unbewussten, den halbbewussten Erinnerungen, all den Gefühlen, dem Schmerz, der Lust, der Müdigkeit, der Begeisterung.“ Darüber habe ich lange nachgedacht, nur weiß ich immer noch nicht recht, ob ich mich getröstet oder beunruhigt fühlen sollte.
Ein anderer Gedanke, der einem in diesem überhitzten Sommer kommen muss: Da ist zum einen diese ungeheuerliche technische Intelligenz des Menschen, die keine Grenze zu kennen scheint – und da ist die fast vollständige Unfähigkeit des Menschen, den eigenen Fortschritt so zu gestalten, dass er die natürliche Umwelt nicht zerstört. Wie schlau und zugleich töricht sind wir doch.
P.S.: Was eine informierte, unaufgeregte, ebenso konstruktive wie kritische theologische Betrachtung der Künstlichen Intelligenz leisten kann, zeigt das 20minütige Radio-Essay von Jörg Herrmann (hier zum Nachhören oder Nachlesen).
P.P.S.: Und was hätte mein aktueller Hausheiliger Theodor Fontane zu all dem gesagt? Wahrscheinlich dies: „Das Menschlichste, was wir haben, ist doch die Sprache. Und wir haben sie, um zu sprechen.“ Allerdings wusste er noch nichts von den Sprachprogrammen unserer Zeit.