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„Herr, bin ich‘s?“ fragen die Jünger besorgt, als Jesus beim letzten Abendmahl sagt, dass einer von ihnen ihn verraten wird. Merkwürdig. Denn jeder der Jünger muss doch eigentlich selber wissen, was er tut. Loyal, solidarisch sein. Oder den Herrn feige verraten. Aber offensichtlich haben die Jünger keine Ahnung, zu was sie alles in der Lage sind. Also lieber den Chef fragen. Der kennt sie besser, als sie sich selbst.
Eine WM ist damit natürlich nicht zu vergleichen. Es geht auch nicht um Verräter, sondern um Männer, die siegen wollen. Spieler, die darauf brennen, zu zeigen, was sie können, die dem Trainer alle Ehre machen wollen, sind unruhig. Bin ich es, der rennen, kämpfen darf? Muss ich erstmal auf der Bank sitzen? Brauche ich mir überhaupt keine Hoffnungen auf einen Einsatz zu machen? Bin ich es, Yogi?
Wer darf mitspielen?
Kurz vor dem Mexiko-Spiel menetekelt Bundestrainer Jogi Löw in der Pressekonferenz, dass ein Name gewiss ist: Julian Draxler. Und der, als die Nachricht raus ist, strahlt wie ein Honigkuchenpferd. Er freut sich auf den Einsatz. Andere erfahren es vielleicht erst in diesen Minuten, ob sie spielen dürfen. Bin ich derjenige, der vorne mit dabei ist? Oder reicht es dazu einfach nicht?
Wie gesagt, das eine ist mit dem anderen nicht wirklich zu vergleichen. Aber: Du lieber Gott! Ich habe auch eine Menge banger Fragen. Schaffe ich, was ich soll und möchte - oder eher nicht? Eher null? Wo bin ich gerade unterwegs? Kurz vor dem Treffer, hinten in der Verteidigung, irgendwo im Mittelfeld, voll im Abseits? Bloß auf der Ersatzbank? Geschwächt durch Trainingsrückstand oder Verletzungen?
Solche Fragen gehören zum Leben dazu. Manchmal sind sie schwer zu ertragen. Aber sie sind wichtig. „Bin ich’s?“ - das ist ein Instrument der Klärung, wo man steht oder hinläuft. Wir brauchen immer wieder Konferenzen mit anderen, mit uns selbst und dem lieben Gott, um zu erfahren, wer und wo wir uns befinden, ob wir wirklich dran sind. Draxler: Mach‘ was draus!