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Christian Eriksen, der 29-jährige Spieler von Inter Mailand, bricht beim Spiel Dänemark gegen Finnland kurz vor der Halbzeitpause zusammen und bleibt reglos liegen. Im Kopenhagener Parken-Stadion, in der 43. Minute. Eriksen muss wiederbelebt werden. Das Stadion ist in Schockstarre. Man sieht Tränen und gefaltete Hände. Meine sind es auch. Die dänischen Nationalspieler bilden einen Schutzschirm um ihren Freund. Niemand soll gaffen. Eriksen wird vom Feld getragen und ins Krankenhaus gebracht.
Im Studio des ZDF macht Moderator Jochen Breyer die eigene Hilflosigkeit zum Thema. Er und seine Gesprächspartner, Gladbach-Spieler Christoph Kramer, der ehemalige Nationalspieler Per Mertesacker und Schiedsrichter Marc Wilmots schalten sich schließlich selber weg. Angemessen, verständlich, menschlich. Und dann kommt man schwer ins Grübeln. Gleich nachdem das Studio-Team sein Entsetzen mit stammelnden Worten zum Ausdruck gebracht hat und erstmal nichts mehr sagen will, wird Werbung gesendet.
Vom Blitz getroffen
Ein Autokonzern wirbt mit „raus aus der Komfortzone“, andere zeigen Matratzen, auf denen es sich gut liegt. Dann drückt ein Nachrichten-Sprecher dem kollabierten Spieler „die Daumen“. Schließlich kommt, weil das Spiel unterbrochen bleibt, eine Folge vom „Bergdoktor“, in der jemand vom Blitz getroffen wird und zusammenbricht. Wie passend. Vielleicht muss man noch mal überlegen: Was ist „dran“ im Fernsehen, wenn sich vor den Augen von Millionen solch ein Drama abspielt?
Ein Porträt des Fußballspielers zum Beispiel - oder des außerordentlich umsichtigen dänischen Kapitäns. Ein wahrer „Leader“, der den Sichtschutz für Eriksen organisiert und seine Freundin gestützt hat. Im Stadion skandierten Dänen und Finnen nach seinem Abtransport den Namen von Eriksen. Gemeinsam sangen sie die dänische Nationalhymne. Ein Zeichen auch gegen die Feindseligkeiten, die Dänen und Finnen wegen des unterschiedlichen Umgangs mit Flüchtlingskrise und Corona austauschen.
Wie unsicher letztlich alle sind, zeigt der merkwürdige Entschluss, das Spiel fortzusetzen. Es ist nicht sinnvoll, in einem Schock bloß zu funktionieren und dem Körper alles abzuverlangen. Der dänische Torwart lässt einen ungefährlichen Ball ins Tor durchrutschen. Sein Teamkollege versenkt den Elfer direkt in den Armen des finnischen Torwarts. Normalerweise kapitale Fehler. Aber sie zeigen, dass auf dem Platz und im Leben Angst, Sorge und Trauer viel Zeit und Raum brauchen. Gute Besserung Christian Eriksen. God bedring.