Ein kostbares Goldarmband
Foto: Susanne Breit-Keßler
Ehrlich: Ich verstehe Portugiesen
01.07.2018

Es gibt Männer, die sind Frauenversteher. Sie sind einfühlsam und respektvoll. Das bin ich auch. Mit Frauenverstehern kann man über alles reden. Mit mir ebenso. Vielleicht weil ich selbst eine Frau bin. Frauenversteher sind eher zurückhaltend. Sie haben Angst, unangenehm aufzufallen. Das passt auf mich nicht im Mindesten. 

Deshalb oute ich mich. Ich bin eine Ronaldoversteherin. Ja, ja, ich höre das gewohnte Geraune. Ronaldo: Selbstdarsteller. Angeber. Wie er sich in Positur wirft! Mit diesen hochgekrempelten Hosen. Angeber, eitler Fatzke ... In solchen Fällen, wenn vor allem männliche Menschen schlecht über den Portugiesen reden, hole ich tief Luft. 

Plädoyer für einen Unverstandenen

Ich setze zu einem meiner Lieblingsvorträge an. Über Cristiano Ronaldo. CR7 wuchs in einfachen Verhältnissen auf. Ronaldos Mutter war Köchin. Sein Vater arbeitete als städtischer Gärtner und Zeugwart bei einem Fußballklub. Er war dem Alkohol sehr zugetan und starb an Leberkrebs. Ronaldo war miserabel in der Schule. Mit 15 hatte er  eine Herzoperation. 

Inzwischen ist CR7  absoluter Weltstar. Hat selbst vier Kinder und tut  Gutes. Dem drogensüchtigen Bruder hat er Entziehungskuren bezahlt, für einen epilepsiekranken Jungen übernahm er die Operationskosten. Gespendete Siegprämien, eine Hilfsaktion für syrische Kinder. Beim verlorenen Spiel gegen Uruguay führte Ronaldo den verletzten Edinson Cavani vom Feld. 

Sollte der Top-Spieler von Uruguay sich über diese Geste gewundert haben,   kann er sich bei mir nach den Gründen erkundigen. Anruf genügt. Ich bin eine Ronaldoversteherin. Keinerlei Angst, unangenehm aufzufallen. 

 

 

 

 

 

 

Die Kommentarfunktion ist nur noch für registrierte Nutzer verfügbar. Um einen Leserkommentar schreiben zu können, schließen Sie bitte ein Abo ab, schreiben Sie uns eine Mail an leserpost@chrismon.de oder diskutieren Sie auf Instagram, Facebook und LinkedIn mit.

Kolumne

Susanne Breit-Keßler

Fußball ist ihr Leben - sagt die ehemalige Regionalbischöfin und Schiedsrichtertochter Susanne Breit-Keßler. Und da der Ball rund ist und das zugehörige Spiel mindestens die wichtigste Nebensache der Welt, schreibt sie - wie schon bei der EM 2016 und der WM 2018 - wieder auf, was sie während der EM 2021 bewegt.