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Greta Thunberg hatte eine Vorgängerin. Ihr Name: Angela Merkel.
Die spätere Kanzlerin hat 21 Jahre bevor Greta vor dem schwedischen Reichstag ihre Klimaproteste begann, das Buch publiziert „Der Preis des Überlebens“, in dem sie als Umweltministerin mehr Klimaschutz als Überlebensfrage der Menschheit anmahnte. Das klang damals beinahe so radikal wie Greta Thunberg heute.
Angela Merkel erklärte 1997 den Klimawandel zu einer Sache von Leben und Tod. Der jungen Schwedin wird heute ein alarmistischer Ton vorgeworfen, wenn sie dasselbe sagt. Dabei wiederholt sie nur, was die deutsche Umweltministerin lange zuvor schon geschrieben und gefordert hatte.
Merkels Forderungen damals:
- Eine CO2-Steuer;
- Klimaschutz sei nicht zum Nulltarif zu haben;
- Eine weltweite Aufforstung als Mittel, um CO2 zu kompensieren;
- Förderung des öffentlichen Verkehrs.
Merkel ist die Klimakanzlerin a.D.
Schon 1995 hatte ich Angela Merkel 750.000 Unterschriften übergeben, welche die deutschen Umweltverbände in der Aktion „Globaler ökologischer Marshallplan“ gesammelt hatten. Eine unserer Forderungen hieß Flugbenzinsteuer. Angela Merkel wörtlich: „Da stimme ich Ihnen voll zu“. Wenn aber heute die Bundeskanzlerin noch als Klimakanzlerin bezeichnet wird, dann immer mit dem Zusatz a.D..
Schon zwei Jahrzehnte bevor Greta Thunberg ihren berühmtesten Satz sagte „Unser Haus brennt“, war Klimaschutz für Angela Merkel eine Frage des Überlebens.
O-Ton Merkel damals: „International wird es nur möglich sein, andere Länder zum Handeln zu bewegen, wenn wir in den Industriestaaten wirklich an unserem Lebensstil etwas ändern“. Vor 23 Jahren wollte Merkel eine CO2-Steuer. Doch bis vor kurzem lehnte die CDU eine CO2-Steuer ab.
1997 schrieb Angela Merkel, wenn man beim Klimaschutz zu lange ab warte, „kann es eines Tages unter Umständen zu spät sein“. Und heute?
Schon 1997 lagen alle wichtigen Klimadaten auf dem Tisch. Die Klimawissenschaft hatte gut gearbeitet. Heute sagt einer der Klimaberater von Angela Merkel, Professor Hans- Joachim Schellnhuber, in der „Zeit“, er glaube nur noch zu 10 Prozent, dass das Paris-Ziel von 1.5 Grad Erwärmung gegenüber 1880 zu erreichen sei. Sicher ist, dass die Bundesregierung mit dem jetzigen Tempo beim Ausbau der erneuerbaren Energien das Paris-Ziel grandios verfehlen wird.
Dennoch haben sich Angela Merkel und Ursula von der Leyen mehrmals mit Greta Thunberg und ihrem deutschen Pendant Luisa Neubauer zum gemeinsamen Thema Klima getroffen. Ob sich dabei Angela Merkel an ihr damaliges Buch erinnert hat? Wächst zwischen den vier Frauen doch noch etwas zusammen, hat „DIE ZEIT“ gefragt. Es klang wie eine ganz vage Hoffnung. Und es soll weitere Treffen geben.
Immerhin – europäische Macht und europäisches Gewissen reden miteinander. Und die Gesetze der Politik und die der Physik streiten wohl auch miteinander. Die Hoffnung stirbt zuletzt.
Wie zu hören war, ist der Respekt vor einander gewachsen.