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Wenn ich telefonisch bei der Bahn Fahrkarten bestelle, werde ich nach meinem Geburtsdatum gefragt. Wie gut! Das dient der Identifizierung. Als ich neulich bei der Bahn anrief, hatte ich eine besonders nette Frau am Telefon. „Oh, Sie haben ja am selben Tag wie ich Geburtstag. Wir Skorpione müssen zusammenhalten!“ Noch besser! Das dient der guten Laune. Als ich allerdings am übernächsten Tag beim Callcenter der Telekom anrief, sagte der Mitarbeiter dort ebenfalls: „So ein Zufall, wir haben am selben Tag Geburtstag!“ Wie doof! Das dient also nur dem Marketing. Offenbar haben die alle dieselbe Schulung besucht. Gemein!
Ja, das gibts, Geburtstagsmarketing. Fußballclubs, Handyanbieter, Malerfirmen und selbstverständlich Facebook schicken am Geburtstag liebe Grüße. Er habe einen älteren Kunden, sagt der Maler, dem habe letztes Jahr gar niemand gratuliert – außer eben er, der Maler. Traurig genug. Könnte nicht vielleicht die Kirchengemeinde dem alten Herrn einen Glückwunsch schicken? Nein, das habe ich vor Jahren in einer Kolumne gefordert, das mache ich nie wieder. Empörte Pastoren schrieben, sie hätten wahrhaft genug zu tun, und übersandten ihr komplettes Tagespensum sowie die freundliche Aufforderung, Frau Ott möge bitte ehrenamtlich die Geburtstagskarten im Gemeindebüro eintüten. Ok, also nicht die Kirche.
Wer soll denn gratulieren? Verzichtbar finde ich: Telekom, Bahn, ADAC und Facebook. Sehr verzichtbar die Post, die gerade eine Kollegin bekam: von der Schönheitsklinik Prof. Mang. Nein, man möchte nicht ausgerechnet am Geburtstag an seine Endlichkeit erinnert werden. Als Nächstes schreibt wahrscheinlich der Bestatter.
Dann doch lieber Post von der Kirche. Und von Tante Hilde und von Max und von Sabine. Und wer nächstes Mal behauptet, wir hätten am selben Tag Geburtstag, muss seine Geburtsurkunde vorzeigen. Wenn es stimmt, gebe ich einen aus. Wenn nicht, gibtʼs Ärger. Wir Skorpione können sehr giftig werden.