Im Meinungsbiotop
Seit Altbundestagspräsident Wolfgang Thierse im Februar einen streitbaren Text zur Identitätspolitik geschrieben hat, gilt er den einen als Klartexter, den anderen als Verräter. Er schrieb: "Der unabdingbare Respekt vor Vielfalt und Anderssein ist nicht alles" und warnte vor "radikalen Meinungsbiotopen". Jetzt streitet er mit chrismon-Herausgeberin Annette Kurschus, Kirchenrechtler Hans Michael Heinig und Religionslehrerin Lamya Kaddor über Religion und Identität in der Öffentlichkeit.
Samstag, 16‒17 Uhr, virtuelle Bühne
Ursula Ott
Gegen den Hass
Wer bekommt ihn am meisten zu spüren, den Hass im Netz und analog? Aktivist:innen gegen Rechts, Seenotretter:innen, Überlebende von Mölln, das Team der Bildungsstätte Anne Frank. Sie alle und noch mehr sind versammelt beim Podium "Mutig Hetze und Gewalt begegnen". Es wird nicht nur beklagt, sondern über konkrete Zivilcourage aufgeklärt. Mit der wunderbaren Berliner Liedermacherin Dota Kehr.
Samstag, 18‒19 Uhr, virtuelle Bühne
Letzter Wille
Vor Corona war dies ein Ort des sehr guten Lebens: das Restaurant Oosten am Main, Treff für hippe Flanierer und europäische Zentralbanker in der Mittagspause. Heute geht es hier ums würdige Sterben: mit Diakonie-Chef Ulrich Lilie, der eine ethische Debatte zur Sterbehilfe anstieß, Palliativmedizinerin Claudia Bausewein, Ethikrat-Mitglied Kerstin Schlögl-Flierl und Barbara Schneider vom Nationalen Suizidpräventionsprogramm. Ein wichtiges Thema mit hochkarätigen Speakern.
Samstag, 11‒12 Uhr, live aus dem Restaurant Oosten
Claudia Keller
Geld und Moral
Als der Kirchentag zuletzt in Frankfurt war, 2001, konnte man sie schön verwirren, die Banker im Bahnhofsviertel. Einfach mal "We shall overcome" vor den Deutsche-Bank-Türmen singen, das kennt die Stadt nicht. Diesmal leider nur digital, das Frankfurt-Thema schlechthin: "Geld und Moral". Mit der neuen Brot-für-die-Welt-Chefin Dagmar Pruin, Chefs der Kirchenbanken, Urgewald-Aktivist:innen, Bischof Otfried July und Minister Jens Spahn.
Samstag, 8‒24 Uhr, Schwerpunkt Finanzen und Wirtschaft
Augen auf! Bibelarbeit
Bei Bibelarbeiten von Margot Käßmann und anderen "Stars" muss auf dem Kirchentag oft schnell das Schild gehisst werden: "Halle überfüllt". Diesmal kriegt man sie alle ‒ vorher aufgezeichnet, zu beliebigen Zeiten abrufbar, die Bibelarbeiten zum Vers "Wie sind deine Augen geöffnet worden" (zum Beispiel Eckart von Hirschhausen) und "Mit Dir will ich meinen Bund aufrichten" (Margot Käßmann, Heinrich Bedford-Strohm, Nora Gomringer und viele andere).
Aufgezeichnet an vielen Orten, z. B. der Paulskirche, jederzeit abrufbar.
Armut bekämpfen
Corona trifft die am härtesten, die schon vorher zu kämpfen hatten, sagt der Arzt Gerhard Trabert. In seiner Mainzer "Ambulanz ohne Grenzen" behandelt er wohnungslose und geflüchtete Menschen und hat erreicht, dass sie im Winter in Hotels übernachten konnten, die wegen der Pandemie eh leer standen. Zusammen mit der Politikwissenschaftlerin Ulrike Guérot veranstaltet er den Workshop "Welt retten für Anfänger:innen". Guérot forscht zu Fragen der Demokratie, unterrichtet an der Universität Krems und leitet den Thinktank "European Democracy Lab" in Berlin.
Gottesdienste
Es wurde viel darüber spekuliert, ob auf dem dritten ÖKT evangelische und katholische Christ:innen gemeinsam Abendmahl feiern können − bis eine Absage aus Rom die Hoffnungen zunichtemachte. Die Gottesdienste werden nun je nach Konfession und "ökumenisch sensibel" gefeiert. Schön wirds bestimmt trotzdem. Es laden ein: die katholische Domgemeinde St. Bartholomäus, die evangelische Gemeinde Riedberg, die freie evangelische Gemeinde und die griechisch-orthodoxe Gemeinde Prophet Elias.
Samstag, 19‒20 Uhr, live aus Frankfurt am Main
Aufbruch in der Kirche
Taufen in der Elbe, digitale Seelsorge − im Schwerpunkt Glaube und Spiritualität diskutieren katholische und evangelische Theolog:innen in verschiedenen virtuellen Räumen, wie die Kirchen noch besser kirchenferne Menschen ansprechen könnten. Es geht ums Taufen und Heiraten, ums Pilgern oder darum, wie Corona die Theologie verändert.
Sa 14‒15 Uhr, live aus dem ÖKT-Studio, "In Gottes Haus sind viele Wohnungen"
Kirche und Macht
Wie begünstigen Machtstrukturen in den Kirchen sexualisierte Gewalt? Wie fördern sie Rassismus? Und wie können die Kirchen vielfältiger werden? Unter anderem mit dem Autor und Antirassismus-Trainer Sami Omar.
Samstag, 10‒11 Uhr, Schwerpunkt Kirche und Macht, virtuelle Bühne
Leute treffen
Zum Kirchentag gehört auch, dass man spontan mit Menschen ins Gespräch kommt, die man nicht kennt, etwa weil man in einer vollen Halle dicht beieinander sitzt. Um solche Begegnungen auch digital zu ermöglichen, gibt es die digitalen Stehtische (Do 11‒14 Uhr, Fr 12‒14 Uhr, Sa 9‒19 Uhr) und das Format "Der Zufall entscheidet": Dafür matcht ein Zufallsgenerator zwei Menschen zusammen, die sich zehn Minuten lang über irgendetwas austauschen können.
Samstag, 9‒19 Uhr, virtueller Begegnungsort
Das vollständige Programm finden Sie unter oekt.de/programmuebersicht.
Der ÖKT findet vom 13. bis 16. Mai statt, wegen Corona weitgehend digital und sehr auf den Samstag konzentriert. Die 80 Veranstaltungen sind in zehn Schwerpunktthemen gegliedert, die unter drei Fragen gebündelt sind ("Alles eine Frage des Vertrauens und Glaubens?", "Zusammenhalt in Gefahr?", "Eine Welt ‒ Globale Verantwortung?"). Nicht wundern, wenn einige Veranstaltungen Dutzende Referenten auflisten: Erst kurz vor Beginn der Veranstaltung werden Links angezeigt, die in verschiedene virtuelle Räume abzweigen.
Die Teilnahme ist kostenlos, das Programm wird auf oekt.de ausgestrahlt, alle Videostreams können ohne Anmeldung abgerufen werden. Für Workshops und Chats ist die Teilnehmerzahl begrenzt. Dafür unter oekt.de registrieren und einen kostenlosen digitalen ÖKT-Pass erstellen.