In diesem Jahr kommt nun die Homo-Ehe. Im Mai 2020 wird die entsprechende Verfassungsänderung in Kraft treten. Das freut viele, die sich dafür eingesetzt haben. Aber es bedeutet nicht unbedingt, dass die breite Bevölkerung Costa Ricas dahinter steht.
Den Stein ins Rollen gebracht hatte die ehemalige Regierung. Sie stellte 2016 eine Anfrage an den Interamerikanischen Gerichtshof für Menschenrechte, den 20 lateinamerikanische Staaten als wichtige Instanz anerkennen: Ob die Eigentumsrechte einer Ehe nicht auch für gleichgeschlechtliche Paare gelten? Die Richter bejahten dies nicht nur. Sie erklärten Anfang 2018 auch einen Passus in der Verfassung von Costa Rica für rechtswidrig, der besagte, dass nur Mann und Frau die Ehe schließen dürfen.
Simone Dollinger
Die Ehe gleichgeschlechtlicher Paare sei anzuerkennen – dieser Entscheid galt nicht nur für Costa Rica, sondern für alle 20 Staaten. Nur fünf von ihnen hatten die Homo-Ehe bereits eingeführt, darunter Argentinien und Brasilien. Die anderen Länder standen jetzt unter Druck, ihre Gesetze zu ändern. In Costa Rica wurde heftig diskutiert. Im April 2018 wäre fast ein evangelikaler Prediger Präsident geworden, der die Homo-Ehe deutlich ablehnte.
Die Gesellschaft ist gespalten
Er gewann die Wahl nicht, aber seine Meinung teilen immer noch viele. Die Diskussionen bleiben. Jüngst nahm der jetzige Präsident Carlos Alvarado an einer Kundgebung zu Gender-Diversität teil. Für den gleichen Zeitraum forderte eine Vertretung von Fischern ein Treffen, um über die Mehrwertsteuer zu verhandeln. Der Präsident verwies die Fischer an das entsprechende Ministerium und zeigte damit meiner Meinung nach Dialogbereitschaft.
Meine Nachbarin sah dies anders. Sie meinte, mit diesen LGBT-Leuten würde sich der Präsident abgeben, aber um die einfachen Fischer kümmere er sich nicht. Diese Reaktion scheint mir ein gutes Bild dafür zu sein, wie gespalten die Gesellschaft auf dem Weg zu Geschlechtergerechtigkeit nach wie vor ist.