Produkte spenden statt wegwerfen
Verschiedene Produkte im Lager des gemeinnuetzigen Unternehmens "innatura" in Koeln-Westhofen (Foto vom 04.11.2016).Tonnen fabrikneuer Waren landen im Muell, weil sie falsche Etiketten haben oder ein paar Milliliter Inhalt fehlen. Um diese Verschwendung zu stoppen, gruendete die Unternehmerin, Juliane Kronen, vor drei Jahren das gemeinnuetzige Unternehmen innatura, die diese Produkte an soziale Einrichtungen vermittelt.
Joern Neumann/epd-bild
Wenn Firmen Shampoo, Duschgel und Co spenden
... dann ist das in Deutschland für sie teurer als wegwerfen.
07.10.2019

Klopapier und Zahnpasta sind immer gefragt – Grundausstattung der Notschlafstätten im britischen Warwickshire. Die Hygieneartikel sind eigentlich ganz schön teuer, doch bei In Kind Direct, einer gemeinnützigen Organisation, kosten sie nur einen Bruchteil des Marktpreises. Händler und Hersteller haben sie gespendet. Sie konnten sie nicht regulär verkaufen, weil etwa die Etiketten falsch aufgeklebt oder die Füllmengen unterschritten wurden, weil das Design 
geändert wurde oder sie aus einer Sonderaktion stammten.

In Großbritannien sind Sach­spenden von der Umsatzsteuer befreit, im Gegensatz zu Deutschland, wo es für Unternehmen die günstigste Alternative ist, solche Produkte wegzuwerfen. "Jährlich werden hier fabrikneue Konsumgüter im Wert von mindestens sieben Mil­liarden ­Euro vernichtet", sagt Juliane Kronen, Gründerin und Geschäftsführerin von In­natura.

Auch Amazon spendet an Innatura

Nach britischem Vorbild vermittelt das ­Sozialunternehmen neuwertige Produkte an gemeinnützige Organisationen. Mit dem ­Unterschied, dass sie auf den guten Willen 
von Beiersdorf oder DM ­angewiesen ist: "Wenn Unternehmen Waren vernichten, können sie sie abschreiben. Sachspenden müssen sie aber 
wie einen Umsatz verbuchen und Umsatz­steuer bezahlen", sagt sie, "darum ist es nicht nur gleich teuer, sondern eher fünfmal so ­teuer, die Produkte uns zu geben, statt sie wegzu­werfen." Auch Amazon spendet an Innatura, jener Onlinehändler, der 2018 mit der Vernichtung von Retouren für Schlagzeilen sorgte.

Während manche ein Entsorgungsver­bot für neuwertige Waren fordern, plädiert Juliane 
Kronen für steuerliche Maßnahmen. Vielleicht ändert sich das Mitte 2020, bis dahin soll das Kreislaufwirtschaftsgesetz überarbeitet sein. "Steueranreize und Entlastungen für Spenden werden diskutiert", sagt Jan ­Gim­kiewicz vom Umweltbundesamt. Aber man denke auch darüber nach, Konsumenten bei Retouren an den Kosten zu beteiligen. Denn: Alle seien gefragt, um die Verschwendung einzudämmen, Unternehmen und Verbraucher.

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