Klopapier und Zahnpasta sind immer gefragt – Grundausstattung der Notschlafstätten im britischen Warwickshire. Die Hygieneartikel sind eigentlich ganz schön teuer, doch bei In Kind Direct, einer gemeinnützigen Organisation, kosten sie nur einen Bruchteil des Marktpreises. Händler und Hersteller haben sie gespendet. Sie konnten sie nicht regulär verkaufen, weil etwa die Etiketten falsch aufgeklebt oder die Füllmengen unterschritten wurden, weil das Design geändert wurde oder sie aus einer Sonderaktion stammten.
In Großbritannien sind Sachspenden von der Umsatzsteuer befreit, im Gegensatz zu Deutschland, wo es für Unternehmen die günstigste Alternative ist, solche Produkte wegzuwerfen. "Jährlich werden hier fabrikneue Konsumgüter im Wert von mindestens sieben Milliarden Euro vernichtet", sagt Juliane Kronen, Gründerin und Geschäftsführerin von Innatura.
Auch Amazon spendet an Innatura
Nach britischem Vorbild vermittelt das Sozialunternehmen neuwertige Produkte an gemeinnützige Organisationen. Mit dem Unterschied, dass sie auf den guten Willen von Beiersdorf oder DM angewiesen ist: "Wenn Unternehmen Waren vernichten, können sie sie abschreiben. Sachspenden müssen sie aber wie einen Umsatz verbuchen und Umsatzsteuer bezahlen", sagt sie, "darum ist es nicht nur gleich teuer, sondern eher fünfmal so teuer, die Produkte uns zu geben, statt sie wegzuwerfen." Auch Amazon spendet an Innatura, jener Onlinehändler, der 2018 mit der Vernichtung von Retouren für Schlagzeilen sorgte.
Während manche ein Entsorgungsverbot für neuwertige Waren fordern, plädiert Juliane Kronen für steuerliche Maßnahmen. Vielleicht ändert sich das Mitte 2020, bis dahin soll das Kreislaufwirtschaftsgesetz überarbeitet sein. "Steueranreize und Entlastungen für Spenden werden diskutiert", sagt Jan Gimkiewicz vom Umweltbundesamt. Aber man denke auch darüber nach, Konsumenten bei Retouren an den Kosten zu beteiligen. Denn: Alle seien gefragt, um die Verschwendung einzudämmen, Unternehmen und Verbraucher.