In einer sumerischen Inschrift heißt es über den ersten König nach der Sintflut:
"Etana, ein Hirt, der zum Himmel emporstieg und alle Länder festigte, war König und regierte 1500 Jahre."
Vermutlich war Etana das Vorbild für den biblischen Henoch (1. Mose 5,21–24), der in einer Liste mit archaischen Vorfahren vorkommt, und den Gott zu sich holt. Für die Israeliten war Henoch der erste Schriftkundige und Astrologe.
Jemand steigt zum Himmel empor: ein beliebtes Bildthema im alten Orient. Ein Liebling der Götter stirbt nicht, er wird entrückt. Diese Vorstellung überdauerte die Zeiten. Man erzählte so etwas auch in Israel von Elija – und Jesus.
Thomas Staubli
Das Gilgameschepos berichtet von Utnapischtim, dem mesopotamischen Noah, er sei entrückt worden. Die Etana-Überlieferung aus der sumerischen Inschrift wird in diesem Epos allerdings entmythologisiert: Enkidu, Gilgameschs Freund, träumt, dass der kinderlose Etana auf einem Adler in den Himmel aufsteigt, um dort das Kraut des Gebärens zu holen. Er stürzt jedoch ab und lebt nun, wie alle Sterblichen, in der Unterwelt.