Ein geflügelter Skarabäus und die geflügelte Göttin Maat – Detail einer Mumienhülle aus den Sammlungen "Bibel + Orient" an der Universität Freiburg in der Schweiz
Bibel im Bild, Thomas Staubli, Stiftung Bibel + Orient, cp_01_19
Stiftung Bibel+Orient
Ein Gott mit schützenden Flügeln
Der Psalmist dichtete mit einer Metapher, die als Bild zum Standarddekor antiker Mumienhüllen zählt, sagt Thomas Staubli.
Thomas Staubli, Mitbegründung, Aufbau und Leitung des BIBEL+ORIENT Museums der Universität FribourgSophie Stieger
02.01.2019

"Wie köstlich ist deine Güte, Gott, dass Menschenkinder unter dem Schatten deiner Flügel Zuflucht haben!" (Psalm 36,8)

Gottes Güte reicht bis in den Himmel. Seine Treue bis zu den Wolken. Seine Gerechtigkeit gleicht Bergen und seine Rechtsprechung der Urflut. So beschreiben es die Verse 6 und 7 von Psalm 36. In die Reihe mit diesen mächtigen Vergleichen fügt sich das Bild von Gottes Flügeln, ein Bild mit einer langen Geschichte in der Symbolwelt des Alten Orients. Geflügelte Gottessymbole gehörten zum Standarddekor ägyptischer ­Mumienhüllen. Auch die Mumie des alttestamentlichen Stammesvaters Josef (1. Mose 50,26) wird eine solche Hülle gehabt haben.

Thomas Staubli, Mitbegründung, Aufbau und Leitung des BIBEL+ORIENT Museums der Universität FribourgSophie Stieger

Thomas Staubli

Thomas Staubli, 56, erforscht 
die Bildsymbolik des Alten 
Testaments

Die Flügel symbolisieren Schutz – interessanterweise nicht nur für Menschen, sondern auch für Götter, womit in erster Linie die Ahnen gemeint sein dürften, die göttergleichen Status genossen. Das Schutzbild der Flügel blieb über Jahrhunderte sehr populär. Noch Jesus verglich sich mit einer Henne, die ihre Küken unter die Flügel nimmt (Matthäus 23,37).

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