Mädchen und Junge schauen auf ein Tablet
Mädchen und Junge schauen auf ein Tablet
Nadezhda1906/Getty Images/iStockphoto
Wenn Kinder selbst über Tabletkonsum entscheiden
Der Haussegen bei den Buddenbohms hing schief. Die beiden Söhne (acht und zehn Jahre) wollten eigentlich immer das Gegenteil von den Eltern und umgekehrt. Alle waren genervt von den ständigen Streitereien und wagten ein Experiment: Eine Woche lang waren die Söhne selbst verantwortlich für Körperpflege, Aufräumen und vor allem Medienkonsum. Die Eltern durften nicht schimpfen. Was bleibt von sieben Tagen Ausnahmezustand?
Elena WinterhalterPrivat
13.07.2018

chrismon: Was machen Ihre Söhne gerade?

Maret Buddenbohm: Die sind am Tablet. Damit ich in Ruhe telefonieren kann, haben wir die 30 Minuten Medien­zeit vorgezogen. Nachher gehen sie aber zum Sport.

Sie haben Ihre Söhne eine Woche machen lassen, was sie wollten. Warum?

Ich war so genervt von den ewigen Streitereien um das Tablet und den Kämpfen ums Zähneputzen jeden Abend. Ich habe mir ausgemalt, wie schön es wäre, nicht mehr schimpfen zu müssen. Stattdessen sollten die Kinder eine Woche lang die Verantwortung übernehmen. Wir Eltern haben dafür nicht gemeckert.

Maret BuddenbohmMaximillian Buddenbohm

Maret Buddenbohm

Maret ­Buddenbohm 
ist Mutter von zwei Söhnen und Content­managerin in einer Internet­firma. Eine Weile konnte sie sich 
bei ihren ­Söhnen nur mit dem Wort "Tabletverbot" Gehör verschaffen. Dann hatte sie genug davon.

Und das hat funktioniert?

Das Zähneputzen hat super geklappt. Dafür war es schwer zu ertragen, dass die Kinder sieben Tage wie kleine ­Zombies vor dem Tablet saßen und nicht ansprechbar ­waren. Am meisten hat mich mitgenommen, dass mein Sohn einmal seinen Freund versetzt hat, weil er vor lauter Tabletnutzung nicht aus dem Haus kam. Da musste ich richtig schlucken – durfte aber nicht schimpfen.

Haben Ihre Kinder aus dem Versuch etwas gelernt?

Der Große hat gemerkt, dass er zu lange vor dem Bildschirm hing, und selbst eine zeitliche Beschränkung ­eingefordert. Unsere Söhne haben beide begriffen, dass ihnen so viel Freiheit nicht nur gut bekommt. Am Tag nach dem Experiment habe ich allerdings wieder losgeschimpft. Seit diesem Einbruch läuft es aber relativ gut.

Und nun?

Die Jungs dürfen eine halbe Stunde am Tag ans Tablet. Natürlich wollen sie nach wie vor noch mehr. Allerdings hören wir seltener die Frage: Dürfen wir noch eine Folge? Ich glaube, dass sie etwas sensibilisiert sind. Wir haben nicht erwartet, dass nach einer Woche alles super läuft. Aber wir alle haben mehr gelernt, als ich erwartet hätte.

Zum Beispiel?

Wir haben festgestellt, dass wir nicht mehr, sondern ­klarere Regeln brauchen und diese konsequenter um­setzen müssen. Und es muss uns immer bewusst sein: Es geht bei der Medienzeit darum, dass im Alltag auch noch andere Aktivitäten auf dem Programm stehen.

Sind Sie den Kindern beim Medienkonsum ein Vorbild?

Mein Mann und ich sind berufsbedingt viel vor dem Bildschirm. Für unsere Söhne ist es schwierig zu unter­scheiden, was Arbeit ist und was Vergnügen. Deshalb versuchen wir zu erklären, was wir da machen und warum das sinnvoll ist. Ich hoffe, dass sie so etwas von uns lernen.

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