Bücher für pubertierende Jungs, Bahnreisende und andere Neugierige
Fünf Buchtipps von der eigenwilligen Helga Weyhe, der ältesten Buchhändlerin Deutschlands

Für pubertierende Jungs:

Männliche Teenager sind oft heikel, was Bücher anbelangt. Aber diese beiden Bücher sind super spannend, sagt Helga Weyhe, „die ziehen jeden rein“. Die Handlung spielt 1934 und 1936 im Vorfeld des Zweiten Weltkriegs in Paris, London und New York. Beide Bände werden ab 14 Jahren empfohlen. Beide sind dick.

Timothée de Formbelle: Band 1: „Vango – Zwischen Himmel und Erde“, dtv-Verlag, 9,95 Euro.
Timothée de Formbelle: Band 2: „Vango – Prinz ohne Königreich“, dtv-Verlag, 9,95 Euro.

 

Was Kürzeres für eine Zugfahrt:

Da vergehen die Stunden wie im Flug – mit einer Novelle von Siegfried Lenz. Begründung der Buchhändlerin für diese Empfehlung: Siegfried Lenz erzählt von diesem Schwarzmarkthändler nach dem Zweiten Weltkrieg in Hamburg mit großer Leichtigkeit und feinem Humor. Das gelingt nur wenigen Autoren.

Siegfried Lenz: „Lehmanns Erzählungen“, Hoffmann & Campe, 112 Seiten, 15,00 Euro

 

Bestes Sachbuch der vergangenen fünf Jahre:

Stellt sich nicht jeder manchmal die Frage: Wie wäre mein Leben verlaufen, wenn in bestimmten Momenten andere Entscheidungen getroffen worden wären? Diese Frage stellt sich Hans-Peter von Peschke für Schlüsselmomente der Geschichte. Wäre der Erste Weltkrieg genauso verlaufen, wenn Franz Ferdinand beim Attentat von Sarajewo nicht gestorben wäre? Und welche Auswirkungen hätte das Scheitern der Anschläge vom 11. September 2001 gehabt? Ein interessantes Gedankenexperiment.

Hans-Peter von Peschke: „Was wäre wenn? Alternative Geschichte“. 248 Seiten, Theiss Verlag 2014, 24,95 Euro

 

Welchen belletristischen Klassiker über die USA sollte man gelesen haben?

Henry David Thoreau ist einer der großen Nationaldichter der USA, in „Walden“ erzählt er über seinen Ausstieg und sein Leben in der Natur. Er hat es zwar nicht lange ausgehalten, nur von 1845 bis 1847, doch seine Erfahrungen geben einem viel zu denken, und man versteht die USA danach besser. Das Buch ist eine tolle Mischung aus Gesellschaftsanalyse, Poesie, Naturbeschreibung, philosophischen Gedanken und viel Moralpredigt. Der Walden-See in Concord in Massachusetts, an dem er in seiner Hütte lebte, ist übrigens ganz klein. Ich war mal da.

Henry David Thoreau: „Walden oder Leben in den Wäldern“. Es gibt das Werk in vielen Ausgaben, zum Beispiel in einer aus dem Diogenes-Verlag, 512 Seiten, 19,90 Euro

 

Eine zu Unrecht vergessene Autorin:

Alice Berend verstand es, Unterhaltungsliteratur im besten Sinne zu schreiben: Leicht, ironisch-witzig, etliche ihrer Bücher nehmen das Berliner Bürgertum aufs Korn. Da sie Jüdin war, durften ihre Bücher ab 1933 nicht mehr in Deutschland verkauft werden. Sie emigrierte ins Ausland und starb 1938 einsam und vergessen in Florenz. Der Verlag Tredition Classics in Hamburg hat sie wiederentdeckt.

Alice Berend: „Frau Hempels Tochter“, 180 Seiten, Tredition Classics, 2012, 12,90 Euro
Alice Berend: „Spreemann & Co.“, 284 Seiten, Tredition Classics, 2011, 14,90 Euro.

Steinmeier: Antisemitismus darf keinen Platz haben in Deutschland

Helga Weyhe ist nicht nur Deutschlands älteste Buchhändlerin, sondern auch seit ihrer Kindheit eine Leseratte. 2017 hat chrismon sie porträtiert, da ist sie 95 Jahre alt und öffnet jeden Tag ihren Buchladen in Salzwedel.
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