Portal - Christmas tree farm
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Larry-Westler/Gallery Stock
Schöne Tanne, bist du traurig?
Wir betrachten sie abschätzig, stopfen sie ins Auto - aber Heiligabend wird wieder alles gut mit uns und dem Baum
Tim Wegner
22.11.2017

Unter vielen Weihnachtsbäumen wird ein Buch liegen, das vom Seelen­leben der Bäume handelt. Und was ist mit der Seele der Weihnachtsbäume? Versetzen Sie sich bitte mal in die Lage so einer Tanne: Erst sind Sie zwei Jahre in der Baumschule. Das ist ja vielleicht noch ganz lus­tig. Aber nach zwei Jahren werden Sie umgepflanzt. Gerade haben Sie sich an Tanne Tilda gewöhnt, ­stehen Sie neben Tannerich Tanner – jahrelang! Toll. Plötzlich kommen Leute und sägen Sie um. Wildfremde Menschen glotzen Sie an, richten Sie auf, lassen Sie wieder ­fallen – angeblich sind 
Sie zu krumm! Andere stopfen Sie ins Auto und beklagen sich, dass Sie 
da hin­nadeln. Und dann machen die noch bunte Kugeln fest an Ihnen, igitt. 
Aber auf einmal steht 
dieses Kind vor Ihnen. 
Ungeduldig, schüchtern, es räuspert sich und 
fängt zu singen an: „Es 
ist ein Ros entsprungen aus einer Wurzel zart.“ Ach, endlich jemand, der Sie versteht!

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Liebe Redaktion,
zu ihrem Beitrag unter Portal auf Seite 4 von Chrismon 12/2017 habe ich ganz eigene Gedanken!

Hallo, ich bin ein kleines Bäumchen in einer Weihnachtsbaumkultur im Odenwald.
Eigentlich fühle ich mich ganz wohl, zusammen mit gleichgroßen und größeren Geschwistern
behütet und gepflegt von den Menschen, die uns aus winzigen Samen gezogen und dann
hier angepflanzt haben.

Nur manchmal denke ich, warum wohl auf unserem Boden keinerlei andere Gräser, Kräuter
oder Blumen wachsen. Wenn ich in die Gegend blicke, dann ist es jetzt im Frühling herrlich
grün, es blüht an allen Ecken und auf den großen Bäumen. Bunte Schmetterlinge, winzige
Insekten, fleißige Bienen sind überall unterwegs, nur nicht bei uns.
Warum bei uns der Boden so blank und kahl ist, frage ich mich oft.
Gerne hätte ich auch Gräser, Blumen, Bienen und Schmetterlinge um mich herum.

Mein großer Bruder-Baum ist schon acht Jahre alt. Der hat mir erzählt, dass die Menschen,
die uns so liebevoll gepflanzt haben, giftiges Zeug auf unseren Boden spritzen,
damit sonst nichts wachsen kann.

Ein anderes Problem habe ich damit, dass uns ein dichter Drahtzaun umgibt.
Ich weiß, dass es in Wald und Feld viele Tiere gibt, die uns Bäume gern haben, weil wir Schatten geben, man sich gut verstecken kann und manchmal auch etwas knabbern darf.
Diese Tiere können durch den Zaun nicht zu uns herein – wie schade!
Früher soll es im Odenwald noch Feldhasen und Rebhühner gegeben haben.

Auch hat mir mein großer Bruder-Baum erklärt, warum er so traurig ist:
Er rechnet damit, im Herbst von den lieben Menschen abgesägt zu werden.
Er wird dann in ein Netz eingebunden und in die große Stadt gebracht.
Dort kaufen die Menschen solche Bäumchen und stellen sie einige Tage in ihre
Wohnung, um sie dann gleich wieder auf den Müll zu werfen.
Man sagt dann zu unsereinem: „Christbaum.“
Als Teil der Schöpfung wissen aber auch wir Bäume, dass ein Christ diese unser aller
Schöpfung zu bewahren hat.

Eigentlich hat unsereiner das Zeug dazu, einhundert Jahre und älter werden zu dürfen.
Wir könnten so den Menschen, dem Wasser, den vielen Pflanzen, den Tieren des Waldes,
den Insekten und den Vögeln viele gute Dienste erweisen.

Mein großer Bruder-Baum sagt, dass die Menschen nur aus Geldgier mit diesen
Weihnachtsbaumkulturen die schöne Landschaft verschandeln, den Boden und das
Grundwasser vergiften und für Bienen, Schmetterlinge und andere Insekten keinen
Raum mehr lassen.
Ich frage mich, ob die Menschen das auch so sehen und ihnen die herrliche Natur
egal ist. Ich glaube nicht, dass unser aller Schöpfer damit einverstanden ist.

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Chrismon, ein evangelisches, ein christliches Magazin. Doch bereits auf Seite 4 staunte ich, ob es wirklich ein christliches Magazin ist. Obwohl der Baum, eine Tanne oder Fichte ein heidnisches, skandinavisches Symbol ist, ist es bei uns Christen bis heute der Christbaum. Bei uns kommt das Christkind und nicht der Weihnachtsmann und am Hl.Abend leuchten die Kerzen am Christbaum und nicht am Weihnachtsbaum.

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Schade dass durch Bücher wie das Seelenleben der Bäume das Verständnis der Natur so vermenschlicht wird. Respekt vor der Natur zu haben bedeutet auch, eine ganz andere Art des Lebens und vielleicht Erlebens anderer Lebewesen hinzunehmen und zu respektieren ohne sich "ein Bildnis" zu machen, ohne es zu vermenschlichen: Das andere anders sein lassen.
Das liegt mir als Biologin am Herzen und es verstört mich, wenn ich solche Texte lese. Die Tanne ist übrigens tot, wenn sie im Ständer steht.