Ich fahre auf der Autobahn, will gerade einen Lkw überholen. Da kommt der Laster plötzlich auf meine Spur. Ohne Blinker! Vollbremsung! Glück gehabt. Er fädelt wieder rechts ein. Beim Vorbeifahren sehe ich den Fahrer am Steuer, sein Handy zwischen Ohr und linke Schulter geklemmt, beide Hände halten auf dem Lenkrad ein Tablet fest. Um den Blinker zu bedienen, bräuchte er, was er nicht hat: eine zweite linke Hand.
Diese Szene ging mir durch den Kopf, als ich die Ankündigung des Bundesverkehrsministeriums registrierte, die Bußgelder für Handynutzung während des Fahrens deutlich zu erhöhen, von 60 auf mindestens 100 Euro. Ich zähle zu den liberalen Bürgern, die im Regelfall eher gegen Bußgeldaufschläge sind. Aber bei Tippen und Telefonieren am Steuer halte ich die 100 Euro noch für viel zu mild. Für dieses Geld kann man übrigens drei oder vier Bluetooth-Freisprechsysteme kaufen. Damit zu telefonieren lenkt nicht mehr ab als ein Gespräch mit Beifahrern. Tippen und Schreiben müssen hingegen absolute No-Gos bleiben, ob einst in Hefte und Blöcke oder nun mit Whatsapp.
Jenen, die einwenden, die Moderne verlange eben sofortiges Kommunizieren unter Menschen, halte ich das Motto der Fastenaktion „7 Wochen Ohne“ 2017 entgegen: „Augenblick mal! Sieben Wochen ohne Sofort!“ Tipp: Zum nächsten Parkplatz sind es nur ein paar Kilometer!