Die USA sind am 20. Januar 2017 aufgewacht: Die „Trump-Ära” hat begonnen. Chaos ist das erste Wort, das mir dazu einfällt. Das zweite: Unberechenbarkeit, die Angst erzeugt. Ein Gefühl von diktatorischem „Big Brother is watching you” macht sich breit, vor allem unter uns Immigranten, deren Länder einmal Formen absoluter Herrschaft kennengelernt haben. Eine Gruppe der reichsten Geschäftsmänner und -frauen der USA, umgeben von Rechtsanwälten, hat die Führung übernommen. Sie haben kaum weltpolitische Erfahrung, aber teilen die gleichen kapitalistischen, nationalistischen Eigeninteressen. Nun geht es nicht mehr um das Wohl aller, sondern um das Wohl der wenigen.
Schnell zeigte sich: Gesetze und Regelungen sind unter Trump dazu da, entweder außer Kraft gesetzt, missbraucht oder umgangen zu werden. Mit einer Unterschrift wird die Diskriminierung einer religiösen Gruppe Wirklichkeit. Einfach so... Wer sich in den Weg stellt, wird sofort entlassen, egal wie hoch die Position.
Der neue Regierungschef probiert offenbar aus: Wie weit kann ich gehen? Was lassen mir die amerikanischen Bürger und Politiker durchgehen? Der Teil der Bevölkerung, der Trump gewählt hat, hofft weiter, einen Retter gewählt zu haben: „Wait and see what he will do for us“ (Wartet ab und schaut euch an, was er für uns tun wird). Der andere Teil zieht sich gelähmt ins Private zurück oder demonstriert auf den Straßen oder in Flughäfen.
Die vielen jungen Leute, die jetzt für Menschenrechte und für die Werte des alten Amerika einstehen, machen mir Hoffnung – wie auch die christlichen und anderen religiösen Institutionen, die sich zusammentun und Position beziehen.
Ich habe angefangen, einen täglichen Blog zu schreiben, um den vergifteten Meldungen etwas entgegenzusetzen. Worte zu finden, nicht zu verstummen, das ist für uns alle jetzt wichtig.