„Nein, ich werde nicht widerrufen“, sagt der Mann mit fester Miene. „Niemals.“ Szenenwechsel. Sein Gesicht leuchtet im Schein der Flammen. „Das ewige Feuer soll dich verzehren.“ Luther wirft die päpstliche Aufforderung zum Widerruf seiner Schriften in die Glut. Dramatisch wie ein Film, so wirken diese Szenen in der Graphic Novel „Martin Luther“. Schuldgefühle, Hoffnungslosigkeit und Angst, so heißt es, belasten die Menschen. Die Kirche inszeniert sich als gnadenloser Handlanger eines strafenden Gottes.
Auf 160 Seiten illustriert die Comicbiografie ihre Sicht von Luthers Kindheit, von seinen Anfängen als Mönch bis zu seiner Haltung in den Bauernkriegen. Die Zeichnungen sind in dunklen Farben gehalten. Der Erzählfokus liegt nicht immer auf den berühmten Schauplätzen in Luthers Leben — der Thesenanschlag zu Wittenberg ist hier eine fast beiläufige Szene. Wichtiger ist, wie sich Luthers Lehren und Gedanken in seinen Auseinandersetzungen stetig schärfen. Andere Biografien brauchen hundertseitige Abhandlungen. Dem Comic reichen raue Bilder und starke Dialoge.