Nikolausstiefel mit Keksen von Dorothea Heintze
Tim Wegner
17.11.2016

1980 – ich frisch nach dem Abitur auf meinem ersten Auslandsaufenthalt in Frankreich im wunderschönen Vorort St.-Cyr-au-Mont-d’Or vor Lyon. In einer supernetten Familie. Es naht der 6. Dezember. Zuhaus in Hamburg gehörten Schuhrausstellen zur Adventszeit immer dazu. In meiner französischen Gastfamilie - Fehlanzeige: „Was macht ihr da in Deutschland? Schuhe vor die Tür stellen, mit Geschenken?? Mon Dieu - das macht man hier gar nicht!“ Das musste ich natürlich aktiv werden.
 

Ich kaufte also roten Filz und bastelte daraus Nikolausstiefel: Ganz einfache Form eines ca. 20 cm großen Stiefels zweimal ausschneiden, an den Rändern zusammenkleben und oben einen dicken Wollfaden zum Aufhängen durchziehen. Den Rand oben mit Watte bekleben (merke: Alles gab es so in Frankreich, in anderen Ländern vorher mal schauen) und dann ab zum Keksebacken in die Küche. Mein Lieblingsrezept stammt von meiner Großmutter.

Am 5. Dezember abends spät - oder am 6. Dezember frühmorgens - die Stiefel mit Keksen befüllen, leise durchs Haus schleichen und sie von außen an die Zimmertüren hängen (bei Freunden im Ort habe ich ein paar in die Bäume vor die Haustür gehängt). Sich am Morgen unauffällig in der Nähe aufhalten: Freudenrufe allüberall! Der Effekt: Ewige Keksliebe von Gasteltern und Gastgeschwistern; dazu den Ruf Deutschlands als Backland für superleckere Kekse erheblich gefördert.

PS: Das Ganze funktioniert auch an Heiligabend. Habe ich noch mal in England, bei anderen Freunden, ausprobiert. Kam ebenso gut an.

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